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VDL Bus & Coach: „Vision Futura“

Unter dem Motto „Vision Futura“ erlaubte VDL Bus und Coach der Fachpresse vor Ort in Valkenswaard (NL) aktuell einen kurzen Blick hinter den Vorhang und auf den neuen Futura – wobei wir schauen, aber keine Fotos machen durften. Deswegen gibt’s auch nur diese Risszeichnung als einziges Bild.

VDL entwickelt seine Plattform für die Reisebusse neu und versucht diese zukunftssicher aufzustellen. Zu sehen bekamen wir bei VDL Enabling Transport Solutions (VDL ETS), der Konzerntochter für Forschung und Entwicklung, allerdings nur Designmodelle von Front und Heck sowie einen „getarnten Erprobungsträger“, den wir auch nur von außen inspizieren konnten. Der Bus soll schon drei Jahre testweise unterwegs sein.

Man muss sich daher auf das gesprochene Wort in den VDL-Vorträgen und bei der Fragerunde verlassen, um einen gewissen Eindruck von der neuen Futura-Generation zu bekommen.

Große Herausforderungen

VDL Bus & Coach steht, wie der Wettbewerb, vor durchaus beachtlichen Herausforderungen, auf die man sich mit der neuen Futura-Plattform einstellt. Im Juli 2024 kommen z. B. neue Regeln in Sachen Cyber-Security auf den Tisch. Die UN-Regelungen 155 und 156, umgesetzt in europäisches und nationales Recht, stellen neue Anforderungen an die Fahrzeughersteller und Software-Unternehmen, die für das Erlangen einer Typengenehmigung Voraussetzung sind. Diese sollen u. a. Cyberangriffe auf elektronische Bauteile im Fahrzeug und den digitalen Datentransfer verhindern.

Zudem sehen die Verantwortlichen in Valkenswaard, den Batterie- (Kurzstrecke) und H2-Reisebus (Langstrecke) schon am Horizont aufblitzen. Auch für diese neuen Antriebstechniken will man mit der Vision Futura grundsätzlich vorbereitet sein. Wie diese Fahrzeuge im Detail aussehen könnten, dazu konnte (nicht wollte) VDL noch nichts sagen. Man befinde sich noch in der Findungsphase. Auch in Bezug auf die potenziellen Reichweiten gab es keine Auskunft.

Jedoch, so die Aussage vor Ort, kooperiert der VDL Konzern bereits mit dem Lkw-Bauer DAF bei der Entwicklung von E-Motoren. Daher kann man wohl davon ausgehen, dass zukünftig DAF-E-Motoren in den E-Futura integriert werden.

Dazu angemerkt: DAF verbaut in seine ersten XD- und XF-Elektro-Lkw bereits die Paccar-EX-D1- und -D2-Motoren (Permanentmagnet-Elektromotoren), die Leistungen von 170 kW/230 PS bis 350 kW/480 PS erbringen und mit einer Batterieladung zurzeit unter idealen Bedingungen maximal 500 km weit kommen.

Als erster kommt der 12,9-m-Diesel

Das erste Futura-Modell, das auf den Markt kommen soll ist der 12,9-m-Diesel-Bus, also das Brot-und-Butter-Auto der Niederländer, das auch als „Getarnter“ auf dem Werkshof stand. Das Serienmodell von ihm soll voraussichtlich im 4. Quartal 2024 in den Verkauf gehen. Von den Fahrzeuglängen will man dann nach und nach von 10 bis 15 m alles bauen. Ein Futura Doppeldecker ist allerdings noch offen.

Der neue Futura bekommt also eine neue, sichere Software spendiert. Zudem versprechen die Ingenieure eine verbesserte Aerodynamik, die insgesamt zu einem reduzierten Spritverbrauch von 10 % führen soll. Auf ein kleines Detail wiesen die Niederländer bei der „Präsentation“ der neuen Plattform bereits hin: Die seitlich aus der Front hervorstehenden Blinker dienen einer verbesserten Ableitung des Windes zu den Seiten. Der Neue bekommt übrigens Voll-LED-Licht ringsum spendiert.

Durch den Einsatz von Komposit (u. a. an den Flanken) und anderen Leichtbauteilen verliert der neue Futura gegenüber dem noch aktuellen bis zu 400 kg an Gewicht.

Ein neuer Auffahrschutz im unteren Frontbereich dient als integriertes Crashelement, das beim Unfall die Energie besser absorbieren soll und damit dem Fahrer indirekt schützt. Auch das teilte man uns vor Ort mit.

Darüber hinaus wird im Neuen ein zentrales, digitales Display verbaut; auf einen Touchscreen scheint man verzichten zu wollen. In puncto Assistenzsystem wird serienmäßig das geliefert, was der Gesetzgeber vorschreibt und optional das, was der Markt hergibt. Ob es auch einen Abbiegeassistenten für beide Fahrzeugseiten geben wird, da scheint man sich in Valkenswaard noch nicht einig zu sein. Das Interieur wird wiederum so gestaltet, wie es sich der Kunde wünscht und leisten kann. Maximal sind 59 Sitzplätze möglich.

Schritt für Schritt

Grundsätzlich steht bei der Entwicklung und Produktion bei VDL Bus & Coach Gewinn vor Volumen. Und da die neuen Busplattformen bzw. die Umsetzungen der erwähnten Herausforderungen sehr teuer sind, will man sich Schritt vor Schritt vortasten bzw. entwickeln und er erst wirklich dann voranschreiten, wenn die heimischen Ökonomen erkennen, dass es sich der nächste Schritt rechnen wird.

Diese vorsichtige Vorgehensweise ist durchaus verständlich. Denn, der VDL-Geschäftsbereich Busse verzeichnete im ersten Halbjahr 2023 einen Umsatzrückgang um 40 % gegenüber dem Vergleichszeitraum: von 251 Mio. vor einem Jahr auf 153 Mio. Euro. Hauptgrund dafür sind die Herausforderungen in den Zulieferketten, die die Auslieferung von Fahrzeugen ernsthaft behindern; ein Problem, mit dem sich die gesamte Branche konfrontiert sieht. Der Geschäftsbereich Busse erwirtschaftet Verluste, so der Wirtschaftsbericht des Konzerns.

Futura, ein Kind aus dem Hause Bova

Noch ein paar Worte zur Futura-Geschichte. Das Licht der Welt erblickte er im September 1982 – allerdings nicht unter dem VDL-Dach, sondern im Hause Bova, eines niederländischen Omnibushersteller, der damals noch selbstständig war. Erst 2003 kam man unter die Fittiche von VDL Bus & Coach.

Sieben Jahre später, den Namen Bova gibt es da schon nicht mehr, erscheint bei VDL Bus & Coach die zweite Generation Futura in verschiedenen Bauformen – präsentiert auf der damals für die Omnibusbranche noch wichtigen IAA Nfz. 2013 ist man dann mit dem 11-l-Paccar-Motor bereit für Euro 6. 2016 erscheint auch der Doppelstockbus sowie der 10,6-m-Bus in der Serie. Ein Jahr später kommt der 13,5-m-Futura, ein Zweiachser mit Platz für 63 Passagiere.

2018 erfolgt eine weitere Überarbeitung des Futura, der neue Motoren (Paccar MX-11, 370-450 PS), eine neue Abgastechnik und Assistenzsysteme erhielt. Zudem wurde jetzt das manuelle Schalten Geschichte, automatisierte bzw. vollautomatische Getriebe kamen in den Bus.

Über die Jahre geblickt, fanden über 4.900 Futura einen Kunden.

Bildquelle: VDL Bus & Coach

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