Die Tourismuswirtschaft sieht sich von Steuerplänen aus Berlin in ihren Grundfesten bedroht. Denn nur noch bis Ende 2023 bleibt die Umsatzsteuer in der Gastronomie bei 7 %. Dann endet diese Übergangsregelung und es gilt wieder die alten 19 %. Dagegen wehren sich nun die Verbände, wie u. a. der Dachverband BTW. Sie fürchten massive negative Folgen, das Wegbrechen der Kundschaft.
„Wer die Gastronomie schwächt, schwächt die gesamte touristische Dienstleistungskette. Deshalb müssen die 7 % Mehrwertsteuer auf Speisen über das Jahresende hinaus beibehalten werden“, so die gemeinsame Forderung der Verbände der Tourismuswirtschaft, der Veranstaltungs-Centren sowie der Incoming-Unternehmen.
„Der Café-Besuch während eines Städtetrips, das Einkehren ins Ausflugslokal oder das nette Abendessen im Gasthof während des Urlaubs –- Tourismus lebt besonders von seinen gastronomischen Erlebnissen. Dabei sind gute regionale und internationale Küche essenziell für die touristische Aufenthaltsqualität. Durch die massiv gestiegenen Kosten bei Personal, Energie und Lebensmittel mussten Preise in vielen Bereichen in den letzten Monaten angehoben werden. Schon jetzt sehen wir, dass sich manch einer den Urlaub nicht mehr leisten kann.
Wird das Essen gehen zu teuer, schwächt dies die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Städte und Regionen als attraktive Tourismusstandorte. Die Folgen werden nicht nur ein ausgedünntes Angebot sein. Weitere Gäste können wegbleiben, touristische Einnahmen einbrechen – das schwächt die gesamte Tourismuswirtschaft und setzt die Axt an die wirtschaftliche Erholung, die wir dringend brauchen“, so Sven Liebert, Generalsekretär des Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW).
„Wenn Deutschland touristisch attraktiv bleiben will, muss für die notwendige Infrastruktur gesorgt und diese gesichert werden – und dazu gehören nicht nur Mobilitäts- und digitale Infrastruktur, sondern insbesondere attraktive gastronomische Angebote. Hierbei geht es nicht um die Sorgen und Nöte einer einzelnen Branche, unter dem Wegbrechen von Cafés und Restaurants würde die gesamte Gesellschaft leiden“, so Liebert weiter.
Auch der Veranstaltungswirtschaft macht die Steuererhöhung große Sorgen, wären hiervon doch alle Bereiche der Branche – von der Tagung, über Messen, Kongresse und Events – von der Teuerung betroffen. Dieser Preisanstieg kann bedeuten, dass Veranstaltung nicht mehr durchgeführt oder Events nicht mehr besucht werden. „Das ist Gift für eine Branche, für die nach den Schließungen während der Coronajahre und den Kostensteigerungen durch die Energiekrise sowie die massive Inflation, an finanzielle Erholung bisher nicht zu denken war.“
Und weiter: „Die Politik setzt mit dieser Entscheidung auch unsere Position als Kongress- und Tagungsstandort Nr. 1 in Europa aufs Spiel. In 23 Ländern Europas gilt ein reduzierter Steuersatz in der Gastronomie, dort wird steuerlich kein Unterschied zwischen dem Essen aus dem Supermarkt, der Lieferung von Essen und dem Essen im Restaurant gemacht. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer würde uns im internationalen Wettbewerb massiv schaden“, sagt Ilona Jarabek, Präsidentin des Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. (EVVC).
„Vor allem der Incoming- und der Geschäftsreisesektor haben sich vom Coronaschock noch nicht erholt. Gerade hier droht nun weiterer Schaden. Denn internationale Gäste aus Amerika oder Asien reisen nach Europa, nicht zwingend nach Deutschland. Wenn es zu teuer wird, reisen die Gäste in eines unserer Nachbarländer und geben dort ihr Geld aus, ein immenser Verlust für die gesamte Volkswirtschaft. Eine große Schließungswelle in der Gastronomie würde Deutschland als Reisedestination zudem unattraktiver machen und weitere Gäste würden wegbleiben – ein Teufelskreis!“, so Tobias Reinsch, Generalsekretär des Bundesverband der Deutschen Incoming-Unternehmen (BVDIU).
Bildquelle: Dirk Sanne
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