Tourismusausschuss: Die Reisebusbranche im Gespräch

Die Herausforderungen für Busunternehmen durch die hohen Energiepreise, die Chancen neuer Antriebstechnologien und die Forderungen an die Politik, den Bus als Verkehrsmittel stärker zu fördern, waren die Schwerpunkte bei einer öffentlichen Anhörung des Tourismusausschusses am Mittwoch. Unter der Leitung der Ausschussvorsitzenden Jana Schimke (CDU/CSU) äußerten sich sechs Sachverständige zu einer Branche im Umbruch.


Benedikt Esser, Präsident des RDA Internationaler Bustouristik Verband, forderte mehr Reisebusparkplätze in Innenstädten. Die momentane Situation mit zu wenigen innerstädtischen Parkplätzen führten zu Brüchen in der Reise und das wiederum dazu, dass das Reisen beschwerlich und unattraktiv werde, sagte Esser. „Wenn man etwas für das Klima und die Luftreinhaltung tun will, dann muss man die Busse in die Stadt lassen, weil sie den niedrigsten Verbrauch und die kleinste Schadstoffbilanz haben“, argumentierte Esser.


„Die Energiekosten sind so weit gestiegen, dass wir diese kaum noch stemmen können“, berichtete Anja Graf, Prokuristin bei der Anton Graf GmbH, aus dem familieneigenen Busunternehmen. Hilfen der Regierung kämen bei den Busbetrieben nicht an und man könne die gestiegenen Preise auch nicht einfach an die Kunden weiterreichen, da man diese sonst verlöre. „Die Senkung der Mehrwertsteuer wäre etwas, was uns wirklich helfen würde“, appellierte die Expertin an die Mitglieder des Ausschusses für Tourismus.


Das Neun-Euro-Ticket sei eine gute Gelegenheit gewesen, den Linienverkehr für mehr Menschen attraktiv zu machen, sagte Patrick Kurth, Leiter Politik bei Flixbus. Doch bei dem Angebot könnten Fernreiseanbieter wie Flixbus nicht mithalten. Das gleiche gelte für das nun in Planung befindliche 49-Euro-Ticket, „außer der Fernbus wird inkludiert“, sagte Kurth. Der Bus biete den Vorteil, Orte ohne Schienenanbindung zu erreichen. Rund 90 Städte und Gemeinden in Deutschland könnten über Fernbusse an den öffentlichen Verkehr angebunden werden, so Kurth.


Melina Strohkirch, Referentin für Touristik beim Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen, stimmte Kurth zu. Das 49-Euro-Ticket werde für Reisebusunternehmen einen Wettbewerb gerade bei Tagesfahrten und Städtetrips bedeuten, bei dem die Betriebe unterliegen würden, da sie ihr Knowhow nicht zu diesem Preis anbieten könnten. Sie forderte eine allgemeine Vorschrift, durch die auch die Reise- und Fernbusbranche in das neue Angebot integriert werden könne.


Zusätzliche 100 Millionen Euro im Haushalt hält Norbert Mauren, Leiter Politische Planung bei der Bund-Länder-Koordinierung beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen sagte für nötig, um den autonomen Shuttleverkehr zu fördern. Mit selbstfahrenden Fahrzeugen könnte die sogenannte erste beziehungsweise letzte Meile im touristischen Verkehr effizient bedient werden. Um die Umsetzbarkeit zu testen, seien mindestens fünf Pilotprojekte à 20 Millionen Euro nötig. Zudem müsse die gesetzliche Grundlage für den Einsatz autonomer Shuttle geschaffen werden, sagte Mauren bei der Anhörung.


Till Oberwörder, Leiter bei Daimler Buses und Vorsitzender der Geschäftsleitung bei der EvoBus GmbH, berichtete vom Stand bei den neuen Antriebstechnologien: Man rechne damit, dass bis 2025 für das Überlandsegment batteriebetriebene Fahrzeuge zur Verfügung stünden, bis zum Ende der Dekade dann Reisebusse, die entweder elektrifiziert oder mit Wasserstoff betrieben würden. Damit dies jedoch Realität werde, sei es notwendig, bereits jetzt mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur für batteriebetriebene Busse und der Tankstelleninfrastruktur für Busse mit Wasserstoffantrieb zu beginnen.


Quelle: hib/EMU
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