Stippvisite in Hauts-de-France

Es ist Nordostfrankreich von seiner besten Seite – voller Kunst, Kultur und Kulinarik. Hauts-de-France besteht aus der Côte d’Opale, Französisch-Flandern und UNESCO-Welterbestätten.

Die Region Hauts-de-France ist Frankreichs Nordosten und liegt zwischen Belgien, Paris und dem Meer, der Côte d’Opale. Das Land rund um die dortige Hauptstadt Lille ist voller stolzer Kathedralen und mächtiger Burgen, war einst stark vom Bergbau geprägt. Mit der Braderie de Lille findet dort die Reisegruppe eines der größten französischen Volksfeste so – wie Trödelmärkte. Hier soll es die besten Pommes Frankreichs geben – der Einfluss Belgiens, wo die eigentlichen Meister dieser Frittierkunst leben – ist in der Hauts-de-France noch groß!

Und: Hier stehen die meisten Kunstmuseen des Landes, wenn man die in Paris nicht mitzählt. Das Palais des Beaux Arts in Lille mit 22.000 m2 Ausstellungsfläche ist z. B. das zweitgrößte Museum Frankreichs. Es dokumentiert die Schaffenskraft von u. a. Donatello, Goya, Monet, Rodin, Rubens und Van Dyck. Im Palais wandelt man vom Mittelalter über die Renaissance bis in die Neuzeit.

Das Art-déco-Schwimmbad von Roubaix wiederum entwickelt mit seinen Skulpturen einen ganz wunderbaren Charme. Einst tatsächlich ein öffentliches Schwimmbad, erbaut in den 1930ern, ist es seit 2022 das La Piscine – ein Kunstmuseum rund um ein Schwimmbecken.

Das Louvre-Lens, um ein drittes wirklich sehenswertes Museum zu nennen, ist tatsächlich ein Ableger des Pariser Louvre. Es liegt auf dem Gebiet der Grube 9 in Lens, der ehemaligen Bergbaustadt im nordfranzösischen Bergbaurevier, das seit 2012 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Es ist das zentrale Kunstmuseum Nordfrankreichs und schickt seine Gäste in der Dauerausstellung Galérie du temps durch 5.000 Jahre Kunst- und Kulturgeschichte. Das nunmehr zehn Jahre alte Museum startet zudem demnächst seine Sonderausstellung „Hieroglyphen“ (28.9.2022-16.1.2023).

Das Bergbaurevier in Hauts-de-France gehört zum UNESCO-Welterbe. Die Bergbaugeschichte in Nordfrankreich ist ebenso ein touristisch sehr spannendes Erlebnis. Davon zeugt z. B. das Bergbauzentrum in Lewarde. Auf dem Gelände der Grube Delloye erzählt es von 300 Jahren Industriegeschichte. Bis 1990 wurde in der Region noch Kohle gefördert, dann war end gültig Schluss mit dem schwarzen Gold; der unter irdische Abbau rechnete sich einfach nicht mehr. 8.000 m2 groß ist die Ausstellungsfläche, die u. a. auch eine große Maschinenhalle und einen 450 m langen Stollen umfasst.

UNESCO-Welterbe: Die 23 Belfriede von Frankreich



Und noch eine Welterbestätte befindet sich in der Region, ein Kulturerbe, das man sich mit den Belgiern teilt. 23 Belfriede in Nordfrankreich und 33 in Belgien zählen ebenfalls zum Weltkulturerbe. Belfriede sind hohe, schlanke steinerne Glockentürme, die meist in der Gotik erbaut wurden. Dazu gehört beispielsweise der auf dem Marktplatz von Béthune aus dem 14. Jh. Er wird umgeben von Häusern im Art-déco-Stil, Schmuckstücke des Wiederaufbaus der 1920er Jahre, nachdem der Marktplatz im ersten Weltkrieg zu 90 % zerstört wurde. Auch in Calais steht ein entsprechender Turm mit 75 m Höhe, der allerdings erst im Jahr 1925 fertiggestellt wurde. Die Besonderheit an ihm: Architekt Louis Debrouwer verwendete erstmals Stahlbeton. Ein dritter dieser hochgewachsenen Bauten steht in Arras. 40 m hoch streckt sich der dortige Belfried in den Himmel. Von hier aus genießt man einen Rundumblick über die Sehenswürdigkeiten der Stadt Arras und die Umgebung „Pays d’Artois“.

Mit der Zitadelle von Arras besitzt die Stadt übrigens eine weitere UNESCO-Welterbestätte. Sie ist Teil der Festungsanlagen von Vauban. Der Place des Héros in Arras ist in zweierlei Hinsicht bedeutsam. Zum einen erzählt der Heldenplatz die bewegte Geschichte der Stadt. Zum anderen zeigt die reich verzierte Fassade des dort stehenden Rathauses die flämische Architektur, die sehr typisch für Nordfrankreich ist. Diesen Charme findet man auch in Lille oder in Saint-Quentin.

Werfen wir noch einen Blick auf die sehenswerte Küste mit ihren Gezeiten. Die Côte d’Opale zwischen belgischer Grenze und der unter Naturschutz stehenden Bucht von Authie ist voller Naturschätze, die man auf Wander- und Radwegen erkunden kann. Bei Calais sind die Les Deux-Caps zu finden. Beides sind beachtliche Kreide klippen. Das Cap Blanc-Nez bezeichnet man auch gerne als Balkon des Ärmelkanals. Denn er erlaubt bei guter Sicht einen wunderbaren Panorama-Blick über die „Opal- küste“ und den Kanal bis zu den britischen Kreidefelsen.

Die Bucht der Somme wieder um zählt mit zu den schönsten Buchten Frankreichs und steht in weiten Teilen ebenfalls unter Naturschutz. Es handelt sich um eine Fluss-Küstenlandschaft, die stark dem Tidenhub unterliegt und viele Schlickzonen, Salzwiesen und Sanddünen kennt. Die Restaurants vor Ort setzten hier verständlicherweise und zu Recht vielfach auf frische Meeresfrüchte und auf das Fleisch der Salzwiesenschafe.

In den anderen Teilregionen der Hauts-de-France findet sich in Sachen Kulinarik und Kochkunst der flämische Einfluss wieder. Auch der heimische Gerstensaft ähnelt der belgischen Braukunst. Der dazu notwendige Hopfen wächst zudem vor der Haustür. Hier findet der Gourmet alles, was er für sein Wohl begehrt, genauso wie derjenige, der es gerne bürgerlich mag. 2023 wird Hauts-de-France sogar offizielle Europäische Region der Gastronomie. Na, dann mal guten Appetit.

Hauts-de-France Wissenswertes
Durch die Gebietsreform in Frankreich Anfang 2016, in der viele Regionen zusammengelegt und mit neuen Namen belegt wurden, ist es manchmal auch heute noch schwierig, sich zurechtzufinden. Hauts-de-France z. B. liegt im Nordosten des Landes an der belgischen Grenze und ist ein Zusammenschluss von Nord-Pas-de-Calais und Picardie. Über sechs Millionen Menschen leben in den dortigen fünf Départements (Aisne, Nord, Oise, Pas-de-Calais, Somme). Zu den bekannteren Städten zählen Lille, Amiens, Roubaix, Dunkerque, Calais, Saint-Quentin und Valenciennes.

Bildquelle: pixabay/Nico Callens

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