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Scania Citywide LF – Ein Greif der neuen Generation

Bildquelle: Sanne

Der schwedische Fahrzeughersteller stellt mit dem Citywide LF einen Low-Floor-Bus der neuen Omnibusserie vor. Wir konnten im Scania Bus Center in Willich einen ersten Blick auf den Neuen werfen.

Im Rahmen der Überarbeitung ihrer Citywide-Baureihe schicken die Schweden nun auch den „LF“, den Low-Floor-Bus, auf die Straße. Den Scania Citywide LF gibt es mit unterschiedlichen Antriebssträngen und Längen zu kaufen. Neben einer rein elektrischen Variante ist er ebenso mit einem Bio-/Ergasmotor zu haben sowie als Diesel, der zugleich Biodiesel verkraftet.

Den Citywide LF gibt es mit 10,6 bis 13,3 m Länge und zukünftig zudem als Gelenkbus mit 17,7 bis 18,75 m. Die beiden letztgenannten Fahrzeuge sollen im Sommer 2022 auf den Markt kommen. Wir haben uns kürzlich die 12-m-Baugröße mit einem 7 l großen Dieselmotor angeschaut und eine kleine Testrunde mit einem Kundenfahrzeug rund um Willich unweit von Düsseldorf gedreht. Hier unterhalten die schwedischen Fahrzeugbauer ein Scania Bus Center.

Der 7-l-Motor stattet den Bus mit 280 Pferdestärken (206 kW) bei einem Drehmoment von 1200 Nm aus. Das ist ausreichend Kraft, um in der Stadt erfolgreich unterwegs zu sein. Da unsere Testfahrt zu kurz war, um als Verbrauchsfahrt anerkannt werden zu können, stützen wir uns in puncto Diesel – konsum auf die Scania-Unterlagen: Demnach verbrennt das Triebwerk, das aus dem Hause Cummins stammt, nach SORT2 31,9 l auf 100 km.

Der verbaute 7-l-Motor kommt dabei ohne Abgasrückführung aus und hält aktuell die Emissionsstufe Euro 6d und demnächst Euro 6e ein. Seine Kraft wandelt das sechsstufige Automatikgetriebe Ecolife 2 von ZF in Bewegungsenergie um. Hier sieht Scania keine Alternativen vor, denn die Schweden setzen allein auf ZF als Zulieferer. Anstelle des Cummins steht auch eine 9-l-Maschine mit 320 PS (235 kW) und einem Drehmoment von 1600 Nm zur Wahl. Bei diesem Motor handelt es sich dann um ein Scania-Eigengewächs.

Der Heckmotor ist stehend auf der linken Fahrzeugseite verbaut. Rechts daneben platzierten die Konstrukteure noch drei Sitze. Und direkt vor dem Turm sind zwei Sitze auf einem zusätzlichen hohen Podest montiert. Eigentlich hat man als Fahrgast von hieraus die beste Aussicht, weil man sozusagen erhöht sitzend über allen anderen Passagieren „schwebt“. Doch dieser Genuss wird in dem Fahrzeug vor allem durch das schwere Brummen des lauten Motors im Kreuz getrübt.

Ähnlich unangenehm ist die Geräuschkulisse übrigens auch bei den drei Hecksitzen. Zudem hat Scania bei der Sitzbank direkt vor dem Turm eine echte Stolperfalle in Form von drei kräftigen vorstehenden Schrauben, die die Bank auf dem Podest fixieren, platziert. Diese Falle soll, so Jens Ludwigkeit, Key-Account-Manager Bus für Deutschland und Österreich bei Scania, aber demnächst entschärft werden. Der Zustieg zum Heck und den letzten drei Sitzreihen erfolgt über zwei Stufen. In der Summe bietet der Omnibus 32 Sitzplätze (plus 2 Klappsitze) und 59 Stehplätze. Zur Auswahl stehen Sitze aus dem Hause Ster (8MS), die im diesen Bus montiert sind, oder Kiel (Citos).

Insgesamt wirkt der Innenraum, in diesem Kundenfahrzeug mit in Rot gepolsterten Sitzen und rot lackierten Haltestangen ausgestattet, aufgeräumt, hell und freundlich. Die gegenüber bisherigen Scania-Bussen größeren und tiefer ausgeschnittenen Seitenfenster, eine höhere Deckenlinie und flachere -seiten ermöglichen diesen positiven Eindruck. Unterstützt wird dieser durch den vergleichsweise breiten Mittelgang (900 mm) und durch das indirekt wirkende Licht der LED-Deckenbeleuchtung.

Die Laminatoptik des Bodens und der unteren Seitenwände trägt ihr Übriges zum Wohlbefinden bei. Etwas ungewöhnlich ist dagegen die Montage des Dieseltanks innen rechts über dem vorderen Radkasten. Auf dem Radgehäuse gegen – über auf der anderen Seite sitzt dagegen ein verschließbares Staufach in kleinerer Größe.

Für gutes Klima an Bord sorgt eine Anlage von Valeo mit 36 kW. Hinzu kommt noch eine Standheizung (Valeo Diesel 300) mit 30 kW. Zudem verfügt der Bus im vorderen Bereich über eine Bodenheizung (60 W). Das ist vor allem der kalten Jahreszeit in Skandinavien geschuldet, wenn zusteigende Passagiere oft Schnee und Schneematsch ins Fahrzeug tragen. So hält man sich dort den Einstieg halbwegs trocken.

Der Fahrerarbeitsplatz hinter der Trennwand lässt kaum etwas zu wünschen übrig und bietet alles das, was ein Berufskraftfahrer hinter dem Multifunktionslenkrad braucht. Platz nimmt der Chauffeur auf einem beheizbaren Isri-Sitz. Die Fahrertür mit ihrer Trennscheibe wird über nur einen Magneten geschlossen, was noch keine ausgereifte Lösung ist. Die Tür neigt bei der Fahrt zum geräuschvollen Klappern. Aber das Problem hat man bei Scania erkannt und wird durch einen zweiten dort platzierten Magneten Abhilfe schaffen.

Ein im Stadtbus noch ungewohntes Feature ist die elektronisch-pneumatische Feststellbremse, wie man sie bereits aus dem Pkw-Bereich kennt. Es ist ein kleiner Kippschalter, der links neben dem Chauffeur, etwa auf Höhe der Knie in der Armaturentafel sitzt. Sie funktioniert auch mit halber Bremsdruckleistung als Haltestellenbremse. Nach 60 Sekunden in dieser Funktion wird automatisch der Bremsdruck auf 100 % erhöht. Damit ist dann die ganze Bremskraft aktiviert und aus der Haltestellen- ist nun wieder die Feststellbremse geworden.

Seitlich neben dem Fahrer sitzt in diesem Fahrzeug zudem ein kleiner roter Knopf. Das ist die Notruftaste, für den Fall der Fälle wenn der Fahrer mal in Schwierigkeiten stecken sollte und Hilfe benötigt. Rechts am Lenkrad ist zudem noch ein fünfstufiger Retarderhebel platziert. Ein oftmals von den Fahrern gewünschtes Feature, aber eigentlich nicht mehr dringend not wendig. Denn der Retarder und seine Bremswirkung sind auch auf die Fußbremse aufgeschaltet. Bei Betätigung des Pedals greift erst der Retarder ein, bevor sich danach erst die Bremsscheiben in Bewegung setzen.

In Sachen Licht offerieren die Schweden ab Werk, der Citywide LF entsteht in Polen (Słupsk), Halogen-Scheinwerfer (H7). BI-LED, also Voll-LED ringsum lautet eine Option. Und die weitere Alternative nennt sich Premium-BI-LED. Dann besitzt der Bus insgesamt drei Scheinwerfersysteme, die die Fahrspur ausleuchten.

Neben der schon erwähnten elektro-pneumatischen Haltestelle- und Feststellbremse zählen zu den verbauten Sicherheitsassistenten eine Feuerlöschanlage von Fogmaker sowie ein Abbiege- und Totwinkelassistent (Serie). In diesem ganz speziellen Bus wurde auf Kundenwunsch auf Letzteres verzichtet. Der Käufer dieses Busses will demnächst lieber auf eine Nachrüstlösung von Mobileeye setzen.

Nicht zur Serienausstattung gehört dagegen die hier verbaute Start-Stopp-Funktion. In der Summe hinterlässt der Scania Citywide LF einen guten Ersteindruck bei uns. Abstriche beim Finishing gibt es jedoch auch zu nennen. Die Nähte zwischen den Baugruppen, innen wie außen, wurden sichtbar ohne Feingefühl ausgespritzt. Lose Abdeckungen, die über Wartungspunkte auf den hinteren Radkästen sitzen, verführen leicht auch Unberechtigte dazu, mehr als nur einen Blick hineinzuwerfen. Beide Schwachpunkte lassen sich aber leicht mit ein wenig guten Willen abstellen. Insgesamt wirkt der Wagen aber seriös und durchdacht. Preislich liegt er je nach Ausstattungswünschen bei 205000-220000 Euro.

Scania Citywide LF Technische Daten

Motor: DC07 Euro 6d, Sechszylinder

Hubraum: 7 l

Leistung: 280 PS/206 kWh Max.

Drehmoment: 1200 Nm

Getriebe: Ecolife 2, ZF 6AP1220B

Länge/Breite/Höhe: 11995/2550/3050 mm

Zul. Achslasten (v/h): 8200/12000 kg

Zul. GG: 20200 kg

Tank: 260 l Diesel/45 l AdBlue

Reifen: Conti Urban 275/70 R 22,5

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