Richard Wagner Museum Bayreuth: Lass krachen und lachen mit Wagner

Die kommende Sonderausstellung im Richard Wagner Museum in Bayreuth ist wahrlich eine besondere. Das zeigt sich schon beim Titel „VolksWagner. Popularisierung – Aneignung – Kitsch“ und erst recht beim Blick auf einzelne Themen und Exponate, die zeigen, welche Vielfalt in der Person Richard Wagner und in der Rezeption von dessen Schaffen steckt. Fazit vorweg: Der Weg nach Bayreuth lohnt sich 2022 in jedem Fall.


Da lacht die Kuh, brennt der ganze Strand, scheppert es auf der Bühne und im Tonstudio. Drei Szenarien von vielen weiteren, ein gemeinsamer Nenner: Richard Wagner. Wer wissen will, wie das alles mit ihm zusammenhängt, sollte sich vom 23. Juli bis 3. Oktober 2022 auf den Weg nach Bayreuth machen. Mit „VolksWagner. Popularisierung – Aneignung – Kitsch“ zeigt das Richard Wagner Museum die geradezu erstaunliche Bandbreite im „Gesamtkunstwerk“ des genialen Komponisten.


Die lachende Kuh – La Vache qui rie – kennt fast jeder Frankreich-Tourist. Das Symbol des beliebten Schmelzkäses amüsierte sich als „La Wachkyrie“ (s. Foto) und Emblem der französischen Versorgungszüge im 1. Weltkrieg über die deutschen Soldaten. Die Käserei in Bayreuth zog nach und bot bis zum Jahr 2.000 den Weichkäse „Cosima“ an. Den brennenden Strand und die musikalische Untermalung dazu haben Kinogänger Ende der 70er Jahre wohl auf immer verinnerlicht. Der von Wagners Walkürenritt begleitete Hubschrauberangriff der Amerikaner auf vietnamesische Stellungen im Antikriegsfilm „Apocalypse Now“ gilt als cineastisches Meisterwerk des Schrecklichen. Und ist doch keine Erfindung des Regisseurs Francis Ford Coppola. Bereits 1941 wurde der Walkürenritt zum Synonym für kriegerische Aggressivität, als die Deutsche Wochenschau zur Musik Bilder der Luftkämpfe über Kreta zeigte. Für die Heavy-Metal-Band „Manowar“ ist Wagner gar der Erfinder der Musikrichtung und damit der „Grandfather“ des in Vinyl und später auf CD gepressten Krachs, den die Band in den Studios Haus Wahnfried und Valhalla in New York aufnimmt.


Seit der Hochzeit von Prinzessin Victoria und Prinz Friedrich von Preußen im 19. Jh. finden Millionen von Nachahmern Gefallen daran, zur Musik aus dem 3. Akt von Lohengrin vor den Altar zu treten und dabei die sich in Wagners Werk anbahnende Beziehungskatastrophe Lichtjahre entfernt vom eigenen schönsten Tag im Leben zu wähnen.


Das Phänomen Wagner ist darüber hinaus präsent im Weltall als Asteroiden, auf hoher See mit Schiffsnamen, in der Werbung („Radeberger“), in Comics, in Computerspielen und hat Einfluss auf bildende Kunst, Literatur und Kino. Wagner „überstand“ die nationalsozialistische Aneignung ebenso wie die ihm selbst verhasste Unterhaltungskultur. Die mündete nicht selten in gnadenlosen Geschmacklosigkeiten, deren Blütezeit u.a. das „Kitschkabinett“ im früheren Richard-Wagner-Museum sichtbaren Ausdruck verlieh. Hier spannt die Sonderausstellung den Bogen der Lächerlichkeit bis heute, wobei einem mitunter das Lachen im Halse stecken bleibt.
Sämtliche beschriebenen Aspekte und weitere beleuchtet „VolksWagner. Popularisierung – Aneignung – Kitsch“ aufs Vortreffliche. Die Sonderausstellung ist vom 23. Juli bis 3. Oktober 2022 dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, im Juli und August montags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter Tel. 0921/7572816, kasse@wagnermuseum.de, www.wagnermuseum.de.

Bildquelle: Richard Wagner Museum Bayreuth

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