Daimler Truck schickt die neue Setra MultiClass 500 LE auf die Straße. Mit an Bord ist u. a. das Predictive Powertrain Control und der Preventive Brake Assist 2.
Einzigartiges und aufregendes Design, außergewöhnliche Varianz und Flexibilität, maximale Wirtschaftlichkeit, höchste Sicherheit und praxisgerechte Lösungen bis ins kleinste Detail – so preist Daimler seinen neuen Low-Entry-Überlandbus an. Da trägt einer ganz schön dick auf, will man meinen. Dabei hat noch keiner die Setra MultiClass 500 LE ernsthaft getestet, die ja gerade erst frisch vorgestellt wurde.
Zumindest keiner, der nicht im Hause Daimler arbeitet. Die Kollegen mit dem Stern wollen allerdings die neuen Busse schon intensiv auf Herz und Nieren getestet haben. Sie schickten ihre Fahrzeuge in eine komplette Winter- und Sommererprobung und auf die eigene Schlechtwegestrecke in das Entwicklungs- und Versuchszentrum (EVZ) von Daimler Truck in Wörth. Es sei „eine Folter für Mensch und Material über unterschiedliche üble Pisten im Zeitraffer“ gewesen. 1000 km entsprächen dort 120000 km auf öffentlichen Straßen. Insgesamt legte die Setra MultiClass 500 LE in Wörth 8500 km zurück, was 1 Mio. km auf öffentlichen Straßen entsprechen würde.
Die geplante Rolle, für die der Neue entwickelt wurde: der Einsatz im Linien- und Schülerverkehr im Stadtumfeld bzw. im Überlandbereich. Ebenso sei er gut im Shuttle, Zubringer- und Werksverkehr.
Die neue Busklasse besteht dabei aus vier Grundmodellen. Sie sollen zugleich Niederflurqualitäten als auch „Reisekomfort“ bieten. Entsprechend sei die MultiClass 500 mit Reisebustechnik in Sachen Antrieb und Fahrwerk versehen.
Daher ist der Vorderwagen bis fast zur Hinterachse niederflurig gestaltet. Dann führen drei Stufen in den erhöhten Hinterwagen. Den Setra gibt es mit 10,51 bis 14,52 m Länge und mit zwei bzw. drei Achsen.
Gefertigt wird die Serie längst nicht mehr in Deutschland, sondern im europäischen Teil der Türkei. Genauer gesagt im Werk Hosdere bei Istanbul. Der Produktionsanlauf ist für die Zweiachser mit rund 12 und 13 m Länge ab Herbst 2023 vorgesehen. Der kompakte S 510 LE und der dreiachsige S 518 LE folgen wahrscheinlich Anfang 2024.
Die Setra MultiClass 500 LE sollen dabei die leichtesten Busse ihrer Klasse werden. Dazu mussten die Entwickler Komponente für Komponente auf den Prüftisch legen und ergründen, wo sich Gewicht einsparen ließ. Sie wurden fündig: Im Rohbau waren es gut 80 kg, beim Interieur 65 kg und im Achsantrieb kamen 17 kg zusammen. Im Vergleich zum Vorgängermodell ist das Gewicht insgesamt um rund 300 kg gesunken. Ein Beispiel: Die MultiClass S 515 LE mit ihrem klassischen Format von rund 12 m Länge wiegt in Serienausführung knapp unter 12 t.
Die nächste Herausforderung für die Entwicklung: Es sollte zwar ein völlig neuer Setra entstehen, aber das bitte mit möglichst vielen Teilen aus dem schon vorhanden Daimler-Baukasten. Die Triebwerke und Hybridmodule gehören ebenso dazu wie zahlreiche Übernahmeteile aus anderen Fahrzeugen. Die Windschutzscheibe kommt z. B. vom Intouro, ebenso die Klimatisierung und die Heckklappe, die Vorderachse stammt wiederum vom Citaro, ein Teil der Blicker von den Setra-Reisebussen und die verbauten Sitze findet man auch im Citaro und anderen Setra-Modellen.
Nicht nur in seiner Bauart (Niederflur und Heckpodest) auch im Design ist der Neue zweigeteilt. Wie heißt es so schön in der dazugehörigen Pressemitteilung des Fahrzeugbauers: Schon von außen ist die Trennung in „Parkett und Loge“ klar zu erkennen. Verbunden sind die beiden Fahrzeugteile durch ein breites senkrechtes Profil direkt hinter der Tür 2.
Die dunkel eingefassten und abgerundeten A-Säulen und der ebenso geformten Eckprofile hinten geben dem Wagen eine weichere Form, als es sonst bei Überlandbussen der Fall ist. Laut Daimler ist die Gestaltung insgesamt luftig-leicht: „Über der Karosserie des Überlandbusses scheint das Dach zu schweben“. Vorne orientiert sich die MultiClass 500 wiederum an dem Setra-Familiengesicht der aktuellen Reisebusse.
Türenvarianten kennt der Bus viele: Für den Einstieg vorne gibt es eine einflügelige Tür in zwei Breiten aber auch eine nochmals breitere Tür mit zwei Flügeln. Tür 2 kann als einflügelige oder als Doppeltür geordert werden. Optional wird zudem eine dritte Tür hinter der Hinterachse eingebaut. Je nachdem welche Türvariante man bevorzugt, kann der Kunde auch zwischen Außen- und Innenschwenktüren sowie Schwenkschiebetüren wählen. Ebenso gibt es bei den Rampen Optionen; erstmals steht zudem eine mechanische Rampe für die Tür 1 im Programm.
Ebenso kenne die Innenraumgestaltung, die der Kunde ordern kann, nahezu keine Grenzen. Für die Bodengestaltung stehen verschiedene Dekors zur Auswahl. Des Weiteren lassen sich die Wände mit Folie verkleiden oder der Kunde setzt auf Nadelvlies. Helle und dunkle Verkleidungen lassen sich vielfach kombinieren. Die Trennwände aus Glas gibt es in hoher und halbhoher Ausführung. Die Bestuhlung, die zur Wahl steht, reicht von Stadtbus- bis Ausflugssitzen.
Ähnlich ausbaufähig ist der neue Setra in Sachen Klimatisierung. Das reicht von der reinen Klimatisierung des Fahrerarbeitsplatzes über eine milde Temperierung des Fahrgastraums z. B. mit der EvoCool light Basic mit zwei Dachklimamodulen über die klassische Aufdach-Klimaanlage EvoCool Basic bis hin zu der Ausstattung des Innenraums mit Luftdüsen und Leseleuchten.
Den Fahrerarbeitsplatz bzw. die Armaturengarnitur liefert Daimler in drei Varianten. Cockpit City entspricht den VDV-Vorgaben, Cockpit Basic City ist sowohl für die Stadt als auch den Überlandverkehr gedacht und Cockpit Basic zielt auf die reinen Überlandfahrten und bietet gemäß des Herstellers Reisebusniveau.
Bei den Assistenzsystemen wurde im neuen MultiClass 500 LE nicht gespart, wenn man alle Optionen mitzählt. Der Regen-Licht-Sensor und die elektronische Feststellbremse sind schon einmal Serie. Wer mag, kann seinen Setra zudem mit 360°-Kamerasystem und einer Umfeldbeleuchtung für unfallfreies Rückwärtsfahren und Rangieren bekommen.
Das 360°-Kamerasystem funktioniert bis zu einer Geschwindigkeit von ca. 30 km/h und bei Rückwärtsfahrten. Markierungen der Vorder- und Hinterkante des Omnibusses sowie ein angedeuteter Fahrkorridor erleichtern dem Chauffeur die Orientierung. Die Bilder geben ein Blickfeld von 5-6 m Entfernung wieder.
Den Tempomat Predictive Powertrain Control (PPC) gibt’s darüber hinaus wenn das vollautomatisierte Schaltgetriebe GO 250 8 PowerShift zum Einsatz kommt. Das System kennt digital die Topografie nahezu aller Außerortsstraßen in Europa. PPC berücksichtigt zudem Kreuzungen und Kreisverkehre und ist mit dem Abstands-Regel-Tempomaten vernetzt. Aufgrund der hinterlegten Karten drosselt PPC die Geschwindigkeit automatisch bei der Einfahrt in Ortschaften, vor Landstraßenkurven mit engem Radius oder Hindernissen wie Kreisverkehren und Stopp- oder Vorfahrtsstellen.
Auch der Preventive Brake Assist 2 steht ab Frühjahr 2024 weltweit als erster aktiver Bremsassistent für Linienbusse auf Wunsch parat. Er arbeitet mit Nah- und Fernbereichsradar in Kombination mit einer Kamera. Das System reagiert auf stationäre und sich bewegende Objekte einschließlich Fußgänger und Zweiradfahrer in seinem Überwachungsbereich. Die Technik kann dabei mehrere Objekte gleichzeitig verarbeiten.
Preventive Brake Assist 2 warnt vor einer potenziellen Kollision und leitet gleichzeitig ein Bremsmanöver mit einer Teilbremsung ein. Dabei sind die Warnungen und der Bremseingriff auf den Einsatz im Linienverkehr und somit zum Schutz von stehenden Fahrgästen ausgelegt. Zukünftig sollen weitere Assistenzsysteme, wie z.B. der Abbiege-Assistent Sideguard Assist 2, der beidseitig verbaut wird, bestellbar sein.
Werfen wir nun einen Blick hinter die Motorraumklappe. Im Heck der Zweiachser arbeitet der Reihensechszylinder OM 936 mit 7,7 l Hubraum. Er verfügt über 220 kW (299 PS) und 1200 Nm Drehmoment oder alternativ 260 kW (354 PS) und 1400 Nm.
Den Dreiachser MultiClass S 518 LE treibt der OM 470, ebenfalls ein Reihensechszylinder, mit 10,7 l Hubraum voran. Er stellt maximal 290 kW (394 PS) an Leistung zur Verfügung. Das Drehmoment beläuft sich auf 1900 Nm.
Geschaltet wir je nach Modell manuell, vollautomatisiert oder Wandler-Automatikgetriebe von Voith und ZF übernehmen diese Arbeit. Manuell kommt im Zweiachser das GO 190 oder das vollautomatisierte Schaltgetriebe GO 250 8 PowerShift (nur bei 260 kW/354 PS) zum Einsatz. Die Wandler-Alternativen lauten ZF Ecolife 2 mit sechs Schaltstufen und Voith Diwa NXT mit einem zweiten Overdrive und somit nun sieben Gängen.
Beim Dreiachser MultiClass S 518 LE können sich Kunden zwischen dem vollautomatisierten Schaltgetriebe GO 250 8 PowerShift und der Wandlerautomatik ZF Ecolife 2 entscheiden.
Zudem kann man den Setra noch als Hybridbus kaufen. Dann unterstützt ein 14 kW starker E-Motor den OM 936, der zwischen Motor und Getriebe sitzt. Er funktioniert im Schubbetrieb und beim Bremsen als Generator. Sein so erzeugter Strom wird in zwei Batterien auf dem Dach zwischengespeichert und steht bei Belastungsspitzen, wie beim Anfahren, als zusätzliche Energie zur Verfügung.
Die neue Baureihe ist außerdem bereits auf eine künftige Vollelektrifizierung des Antriebs vorbereitet. Sie wird Mitte des Jahrzehnts einsetzen.
Bim Fahrwerk setzt man bei Daimler erneut auf Bekanntes. So kommt z. B. die Niederflur-Vorderachse ZF RL 82EC zum Einsatz. Und bei der Hypoid-Antriebsachse RO 440 handelt es sich um eine Reisebus-Achse, die auch schon im Travego verbaut wurde.
Je nach Einsatzzweck kann zwischen den Übersetzungen von i=3,1 bis i=5,87 gewählt werden. Die dritte Achse der MultiClass S 518 LE schließlich ist eine aktiv gelenkte Nachlaufachse mit Einzelradaufhängung. Und an Reifen stehen 275/70 R 22,5 (Stadtbus) oder 295/80 R 22,5 (Überland) zur Auswahl.
Bildquelle: Daimler Truck
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