Intouro K hybrid: Kurz und knackig

So kommt er daher, der kompakte Überlandbus Mercedes-Benz Intouro K hybrid. Die Hybrid-Technik ist dabei als Spritsparhilfe gedacht. Ihr Einsparpotenzial soll bei maximal bis zu 5 % gegenüber einem klassischen Diesel liegen.

Aber das ist aber abhängig davon, wie das Einsatzprofil ausschaut. Viel Stopp und Go, viel Bremsen und Beschleunigen führt zu einer Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs, weil hier der E-Motor sein Potenzial am besten ausspielen kann. Da muss ein Überlandbus, wie der Intouro K hybrid, schon ziemlich stadtnah unterwegs sein, um in den Genuss der vollen Prozentpunkte zu kommen.


Der Hybrid-Bus besitzt neben dem Diesel einen zusätzlichen E-Motor, der in den Brems- und Schubphasen als Generator arbeitet und Bremsenergie in Strom umwandelt. Dieser wird wiederum in Batterien zwischengespeichert. Technisch unterstützt die so gewonnene Energie über den E-Motor den Verbrenner beim Anfahren, Beschleunigen und zur Unterstützung des Leerlaufs. Seine Leistung beläuft sich auf 14 kW, das Drehmoment beträgt 220 Nm.

Supercaps speichern die Energie


Er kommt jedoch nicht zum Einsatz, um die Maximalleistung zu steigern, sondern soll den Diesel nur in den erwähnten Situationen entlasten. Ebenso werden alle Nebenaggregate konventionell angetrieben.

Der Strom wird dabei in Supercaps gespeichert. Batterien also, die sich besonders für den schnellen Wechsel von Laden und Entladen eignen und über eine hohe Leistungsdichte verfügen. Sie stammen vom Citaro hybrid und wurden eins zu eins übernommen. Die Speicher im Intouro bestehen aus zwei Modulen mit jeweils 16 dieser Supercabs und verfügen über eine Gesamtkapazität von 88 Wh. Ein Inverter wandelt den gespeicherten Gleichstrom in Wechselstrom für den Fahrbetrieb um. Das Mehrgewicht für die Hybrid-Technik gibt der Hersteller mit 254 kg an.

Keine Hochvolttechnik


Der Überlandbus besitzt ein eigenes separates 48-Volt-Netz, das unter die Niedervolttechnik fällt, im Gegensatz zu richtigen Batteriebussen, die über ein Starkstromnetz verfügen. Für den Intouro hybrid braucht man also keinen Starkstrommechaniker, der im Hintergrund den Service übernimmt.


Als einen zusätzlichen Vorteil kommuniziert Daimler, dass die Instrumentierung und die Bedienung mit jener identisch seien, die in der Dieselvariante verbaut sind. Fahrerschulungen seien daher unnötig und ein schneller Wechsel von Fahrern völlig unproblematisch. Das ist richtig, denn beim Intouro K hybrid handelt es sich eben nicht um einen E-Bus mit völlig ungewohnter Technik, sondern um einen Diesel-Bus, der ein bisschen E-Motor-Hilfe spendiert bekommen. Und mehr eben nicht. Beim Fahren spürt man übrigens von der Unterstützung nichts. Die Elektrokraft fließt einfach so in den Betriebsablauf mit ein.


Der Intouro K ist der erste seiner Familie, der diese Hilfe bekam. Das Hybridmodell ist jedoch für alle Zweiachser mit Wandler-Automatikgetriebe lieferbar. Die Hybrid-Variante kann also für alle Intouro mit dem OM 936 gekauft werden (Intouro, Intouro K, Intouro M). Der Intouro L mit seinem OM 470 bleibt da außen vor.

Überlandwagen und Ausflugsbus


Der kurze Intouro kommt auf 10,75 m Fahrzeuglänge und einen Wendekreis von 18,34 m, was ihn wesentlich handlicher macht als seine großen Brüder. Trotzdem gibt es auch ihn in verschiedenen Ausstattungsvarianten, damit er sowohl die Rolle als ausschreibungsgerechter Hochboden-Überlandwagen als auch Ausflugsbus erfüllen kann. Dazu zählen je nach Bedarf Fahrtzielanzeigen, einen einfachen oder doppelbreiten Einstieg an Tür 2, zwei verschiedene Lifte, unterschiedlich Bestuhlung und Gepäckablagen.


Unser Testwagen hatte z. B. die Doppelflügeltüren (1.380 mm breit), durchgehende Gitternetzgepäckablagen (über der Sondernutzungsfläche unterbrochen) sowie Travel-Star-Eco-Sitze mit 2-Punktsicherheitsgurten. Diese verfügen über verstellbare Rückenlehnen und besitzen schwarze Kopfteile aus Lederfasermaterial (Composition).


Der Fahrerarbeitsplatz ist frisch entwickelt und erreiche, so Daimler, vollwertiges Reisebusniveau. Dem kann man durchaus in unserem Testfahrzeug widersprechen. Aber immerhin verfügt er über ein Multifunktionslenkrad und eine elektronische Feststellbremse, was auch nicht jeder Bus sein Eigen nennen kann.


Die verbaute Cockpit-Ausstattung nennt sich dann auch Basic. Hierzu gibt es eine etwas aufgewertete Alternative mit einem Lenkrad mit Composition-Bezug, einer Chromspange am Kombiinstrument und einem Handlauf in der Farbe evosteel neben Mercedes-Benz-Schriftzug am Einstieg vorne.
Fahrtzielanzeige, Einbauvorbereitungen für Fahrscheindrucker und Kassenautomat lassen erkennen, dass dieser Bus auch auf Linie darf. Über Signalschalter an den Haltestangen kann der Fahrgast auf Überlandtour seinen Ausstiegswunsch dann nach vorne melden. Eine Kabinentür trennt zudem Fahrer und einsteigenden Fahrgast.

354 Pferdestärken


Angetrieben wird dieser Kurz-Bus vom Sechszylinder OM 936, der 260 kW (354 PS) zur Verfügung stellt. Diese schöpft er aus 7 l Hubraum. Es gibt alternativ noch eine kleinere Maschine mit 220 kW (299 PS). Die Schaltung übernahm in unserem Fall eine ZF Ecolife 2, eine Sechsgangautomatik, die zur vollen Zufriedenheit arbeitete. Verbunden ist das Wandler-Getriebe mit einer MB Hypoidachse.


Für einen Daimler-Bus steht der Intouro, auch der kurze Hybrid, auf der unteren Reihe der Wertigkeit. Man merkt an etlichen Stellen, das bei der Produktion schlicht bzw. teils gespart wurde. Ein Beispiel: Zwar besitzt der Bus mit dem Notbremsassistenten Active Brake Assist 5 (ABA 5) und dem Sidegard Assist (nur Option) als Abbiegewarner moderne Sicherheitsassistenten. Aber LED-Licht fürs Abblend- und Fernlicht sind wiederum Fehlanzeige. Hier leuchten noch Bi-Xenon-Scheinwerfer die Straßen aus. Und die Außenspiegel hängen an kostengünstigen Rohrgestellen. Von Kamera-Monitor-System ist keine Rede.


Auch den Gepäckablagen aus schlichter Kunststoffgitterausführungen sieht man an, dass sie nicht für die Ewigkeit bestimmt sind. Bei anderen Verarbeitungen im Interieur lässt sich ebenfalls erkennen, dass preisbewusst gebaut wurde. Beispielsweise die verwendeten Klipps, mit denen die Kabel in den großen Seitenklappen am Blech befestigt sind. Nichts davon ist gravierend und berechtigt zur Abwertung des Fahrzeuges als solches, denn für Fahrspaß ist der Bus allemal gut. Und der grundsätzliche Reisekomfort ist – für einen Überlandbus – völlig ausreichend. Man muss nur wissen, auf was man sich einlässt, wenn man sich auf einen Intouro K Hybrid (Testwagen: 225.000 E) einlässt. Ich kann sogar die Philosophie in gewisser Weise nachvollziehen, wenn Daimler einen Bus im Programm haben will, der in preissensiblen Ländern auch punkten soll.

MB Inturo K hybrid Technische Daten


Motor: 6 Zylinder Dieselmotor OM 936, Euro 6 d
Hubraum: 7,7 l
Leistung: 260 kW (354 PS) bei 2.200 min-1
Max. Drehmoment: 1.400 Nm bei 1.200-1.600 min-1
Getriebe: ZF Ecolife 2
Länge/Breite/Höhe: 10.745/2.534/3.365 mm
Radstand: 5.270 mm
Überhang v/h: 2.175/3.300 mm
Wendekreis: 18.344 mm
Einstiegshöhe v/h: 363/370 mm
Innenstehhöhe: 2.180 mm
Klimaanlage: EvoCool Comfort, Aktivfilter mit antiviraler Funktion
Sitze: MB Travel Star Eco (TSE 2)
Anzahl Sitze: 37 + 4 Klappsitze
Kofferraumvolumen: 3,05 m3
Zul. GG.: 19.500 kg
Assistenzsysteme: elek. Feststellbremse, Retarder, ABA 5, Sideguard Assist, Spurassistent, Bremsassistent, Regen-Licht-Sensor, Feuerlöschanlage,
Preis Testwagen: 225.000 Euro

Aktuelles Heft

Bestellen Sie jetzt das BUSMAGAZIN direkt im Abo.

Themenbereiche

BUSMAGAZIN Autoren

Bernhard Kirschbaum
Bernhard Kirschbaum

Geschäftsführer Kirschbaum Verlag

Ralf Theisen
Ralf Theisen

Redakteur BUSMAGAZIN

Alle Beiträge zeigen
Thomas Burgert
Thomas Burgert

Freier Redakteur

Alle Beiträge zeigen
Matthias Kopp
Matthias Kopp

Gast-Autor

Alle Beiträge zeigen

Busnews

BUSMAGAZIN