Essbares Andernach

Die Stadt am Rhein mit ihrem mittelalterlichen Kern verwandelte viele ihre öffentlichen Grünflächen in vielfältige Gemüse- und Obstgärten. Sie sind für jeden zugänglich und Naschen ist ausdrücklich erlaubt.

Essbares Andernach – der Titel mag auf den ersten Blick in die Irre führen. Denn die Häuser in der Kleinstadt (30.000 Einwohner) im nördlichen Rheinland-Pfalz bestehen, wie fast überall, aus Stein, Holz und Ziegeln. Hier steht leider kein feines Pfefferkuchenhaus, wie es Hänsel und Gretel im bekannten Märchen im Wald vorfinden.


Wie kommt es also zu dem ungewöhnlichen Slogan, mit dem die örtlichen Touristiker um Aufmerksamkeit und Gäste werben?


Auf dem heutigen Stadtareal stehen Reste einer mittelalterlichen Burg und Stadtmauer inklusive eines vorgelagerten Grabensystems. Anfang dieses Jahrhunderts war dieser völlig verwildert und bedurfte dringend einer Rekultivierung.

Obst und Gemüsse im Wallgraben


Nur das Grün zurückschneiden, bis es wieder ordentlich nach Stadtpark aussah, wollten die Andernacher nicht. Und so kam 2010 die Idee auf, dieses Areal in einen Obst- und Gemüsegarten zu verwandeln. Mit diesem neuen Konzept der Grünraumplanung nahm die Stadt zudem an dem Wettbewerb „Entente Florale“, einem Grün- und Stadtentwicklungswettbewerb in Deutschland, teil und gewann prompt die Goldmedaille. Hier werden nur Projekte belohnt, die langfristig und nachhaltig das Lebensgefühl in einer Stadt verbessern!


Seinen Ursprung nahm der andernacher Obst- und Gemüsegarten mit der Anpflanzung von 101 Tomatensorten. 2011 standen die Bohnen im Vordergrund, im Jahr darauf die Zwiebel. Jedes Jahr steht eine andere Nutzpflanze im Fokus, der man besondere Aufmerksamkeit widmet. 2023 ist es das Wurzelgemüse Topinambur, das mit seinen Blüten an zu kleingeratene Sonnenblumen erinnert.
Parallel dazu entstanden über die Jahre Beete mit weiteren Nutzpflanzen, Obstbäumen, Feldstreifen mit Salaten, Zucchini, Beeren und Kräutern. Nach und nach erweiterte man die Biodiversität im Stadtgraben und es folgten auch Gewächse, die hierzulande nicht ihre klassische Heimat haben, wie z. B. Mandelbäume.


Längst ist die grüne Idee aus dem Stadtgraben herausgewachsen. Andernach entwickelt seine Grünflächen lebendig und vielgestaltig. Das städtische Grün soll nicht nur dem Auge dienen, sondern auch durch Duft und Geschmack erlebbar sein.

Pflücken erlaubt


Das Besondere an dieser Gestaltungsidee ist, dass die Anpflanzungen öffentlich zugänglich (sowie touristisch erschlossen) sind und Pflücken erlaubt ist. Jeder darf sich je nach Saison bedienen, naschen und verkosten. Eine Möglichkeit, die sowohl die Andernacher als auch die Besucher schätzen gelernt haben. Missbrauch, in Form von „gewerbsmäßige“ Ernte oder gar Vandalismus kennt man in Andernach nicht.


Im Stadtteil Eich existiert zudem mit dem Projekt Lebenswelten auch eine 14 ha große Permakulturanlage, die Reisegruppen ebenfalls besichtigen können. Hier erfolgt der konsequent ökologische Anbau von Obst und Gemüse. Vor Ort findet die Reisegruppe Bauerngärten, Mandala- und Slow-Food-Beete oder auch Streuobstwiesen. Die Produkte werden zudem in Andernach (Hochstr. 53) für kleines Geld, wie es heißt, zum Verkauf angeboten.


Betreut werden die städtischen Nutzflächen übrigens von Langzeitarbeitslosen unter Anleitung von Gärtnern. Somit bekommt das gesunde Projekt noch eine beachtenswerte soziale Komponente.

Andernach Führungen
Die Essbare Stadt
Gruppen bis 15 Pers.: 79 Euro
Kostproben optional zubuchbar
Permakultur Eich
Gruppen bis 25 Pers. 69 Euro
www.andernach-tourismus.de/angebote/stadtfuehrungen

Bild: Im Burggraben wachsen Wein und davor Kürbisse
Bildquelle: Sanne

Aktuelles Heft

Bestellen Sie jetzt das BUSMAGAZIN direkt im Abo.

Themenbereiche

BUSMAGAZIN Autoren

Bernhard Kirschbaum
Bernhard Kirschbaum

Geschäftsführer Kirschbaum Verlag

Ralf Theisen
Ralf Theisen

Redakteur BUSMAGAZIN

Alle Beiträge zeigen
Thomas Burgert
Thomas Burgert

Freier Redakteur

Alle Beiträge zeigen
Matthias Kopp
Matthias Kopp

Gast-Autor

Alle Beiträge zeigen

Busnews

BUSMAGAZIN