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Crossway LE City Natural Power – Gib Gas…

Die Crossway-Baureihe, gedacht für den Linien- und Überlandverkehr, führte Iveco Bus bereits im Jahr 2006 ein – und das mit Erfolg. Sie entwickelte sich über die Jahre zu einem echten Kassenschlager. Im Herbst 2021 erreichte man die stolze Zahl von 50000 pro – duzierten Einheiten. Gefertigt werden die Fahrzeuge im Werk Vysoké Mýto (Tschechische Republik). Mit mehr als 5000 Mitarbeitern ist das Unternehmen einer der größten Arbeitgeber im Land und zählt mit einer Jahresproduktion von mehr als 4 000 Fahrzeugen zu einem der größten Buswerke in Europa. Der Jubiläumsbus ging übrigens im Oktober des letzten Jahres an die ÖBB Postbus.

Das Tochterunternehmen der Österreichischen Bundesbahnen betreibt das größte Überlandbusnetz in dem Alpenstaat und setzt stark auf den Crossway. In den 16 Jahren der Produktion hat sich der Crossway also durchaus zum Maßstab im Segment der Überlandbusse entwickelt. Mit seinen Hochboden- bzw. LE-Varianten (10,7 m, 12 m, 13 m und 14,5 m) erfüllt die Baureihe viele Kundenanforderungen, ganz gleich für welchen Einsatzzweck.

Die meisten Busse werden klassisch mit Diesel befeuert, ziehen aber alternativ ihren Kraftstoff seit 2017 auch aus Erdgas- bzw. Biogastanks. In unserem heutigen Fall sitzen wir in einen Crossway Low Entry City Natural Power, der also Erd- oder Biogas als Energiequelle nutzt. Ihn gibt es neben der City- mit 12 m auch in der Linien-Version mit knapp 13 m Fahrzeug – länge. Erdgasbusse versuchen auf dem heimischen Markt schon seit Mitte der Neunziger Jahre verstärkt Fuß zu fassen. Damals sahen die lokalen Energieversorger, vielfach Töchter der Stadtwerke, im Absatz von Erdgas als Energieträger für Pkw und Bus eine neue, vielversprechende Marktnische und pushten den Prozess.

Aber das war, wenn man ehrlich ist, ein wirtschaftlicher Irrtum. Erdgasmotoren setzten sich weder beim Pkw noch bei den Omnibussen in der Fläche durch. Auch wenn es Ausnahmen gibt, wie z. B. die Augsburger Stadtwerke, die sich durchaus hinter das Thema Erdgas klemmten. Hinzu kommt: Heute dominiert im ÖPNV einfach der E-Bus die Investitionsentscheidungen der Städte und andere alternative Antriebe führen zurzeit eher ein Schattendasein. Dabei lohnt sich der Blick auf Omnibusse, die Erd- oder Biogas für ihren Antrieb nutzen, allemal. Ihre Technik ist ausgereift, das Betanken ist unkompliziert und weniger zeitaufwendig (als momentan das Laden beim E-Bus) und sie bieten Reichweiten, die dem Dieselbus entsprechen.

Unser Crossway LE Natural Power ist so ein Fall, den man sich ruhig mal genauer anschauen kann. Als Motor kommt ein Cursor 9, ein Sechszylinder-Reihenmotor mit 8,7 l Hubraum zum Einsatz. Er stellt 265 kW (360 PS) Leistung zur Verfügung und besitzt ein maximales Drehmoment von 1650 Nm bei 1200-1530 min-1.

Aufgrund der höheren ther mischen Abstrahlung verfügt das Heck beim Gasmotor gegenüber der Dieselversion über zusätzliche Kühlrippen. Sicherheitshalber – und auch vorgeschrieben – ist im Motorraum zudem eine Feuerlöschanlage verbaut, was eigentlich als Pflicht auch dem Diesel guttun würde.

Eine höhere Brandgefahr bei gasbetriebenen Fahrzeugen besteht dabei nicht, eher im Gegenteil. Erd- und Biogas entweichen bei einer Leckage sofort nach oben und lösen sich in der Luft zügig auf. Während Diesel (und andere Betriebsstoffe) im Motorraum verbleiben und sich an heißen Triebwerksteilen entzünden können.

Den automatischen Gangwechsel je nach Leistungsbedarf stellt in diesem Fahrzeug noch ein ZF-Ecolife-1- Getriebe sicher. Neuere Modelle sind dagegen schon mit dem Ecolife 2 ausgestattet. Aber über die Qualität des hier noch verbauten älteren Getriebes konnten wir, eingeladen von Iveco Bus, uns auf unserer kleinen Spritztour rund und durch den Firmenstandort Ulm nicht beklagen. Es erledigte seinen Job souverän – auch wenn die gefahrene Topografie es nicht herausforderte und wir ohne Passagiere unterwegs waren.

Der im Crossway verbaute Gastank kommt auf 1260 l Volumen. Das reicht, je nach Bedarf für die Nebenverbraucher und Qualität des Gases, für bis zu 600 km. Wie bei Fahrzeugen üblich, die auf einen Gasantrieb setzen, sitzen die insgesamt vier Gasflaschen auf dem Dach.

Allerdings hat hier Iveco Bus ein echtes Ass im Ärmel. Während die Konstrukteure bei den meisten Wettbewerbsfahrzeugen, salopp gesagt, die Gastanks einfach aufs verstärkte Busdach festgetackert haben, hat sich Iveco was einfallen lassen. Hier sind die Gasflaschen so weit in den vorderen Dachbereich eingelassen, dass der Bus eben gerade nicht wie ein „Buckelwal“ aussieht. Die Tanks gehen gefühlt nicht weiter über das Dach hinaus als eine aufgesetzte Dachklimaanlage.

Dadurch hat der Bus nur eine Fahrzeughöhe von 3210 mm, was ihn besonders für Linien attraktiv macht, bei denen es gilt, niedrige Brücken zu unterfahren. Zudem gewährt die patentierte Bauweise gegenüber Wettbewerbsmodellen einen niedrigeren Schwerpunkt, was den Fahrkomfort spürbar verbessert. Wankneigungen in Kurvenfahrten verspürten wir auf unserer Stadttour nicht.

Diese Einlassung ist im vorderen Teil des Fahrgastraums klar zu erkennen, schränken die Tanks doch sichtbar die luftige Innenraumhöhe ein. Trotzdem beträgt die Stehhöhe noch immer fast 2,3 m. Selbst ausgewachsene Riesen holen sich hier, trotz der abgesenkten Decke, keine Beulen am Kopf.

Im ansteigenden Heck, das sei vorweg gesagt, muss man auch erst ab einer Körpergröße von über 1,9 m sein Haupt neigen.

Unser Crossway verfügt übrigens über zwei Tankanschlüsse, rechts und an der Fahrzeugfront, um die Gasflaschen zu befüllen. Der Fahrer merkt wenig, dass er in einem mit Gas betriebenen Bus sitzt. Erd-/Biogas-Motoren sind immer noch Verbrenner, deren Kraft über ein Getriebe und eine Gelenkwellenkombination an die Antriebsachse gebracht werden muss.

Beim Anfahren wirken die gleichen Verzögerungskräfte wie beim Diesel, bis der Bus Schwung aufnimmt. Er verhält sich daher sehr ähnlich. In Sachen Antritt ist ihm allerdings jedes E-Fahrzeug weit überlegen…

Die Bedienung entspricht der im Dieselbruder. Allein vor dem Starten des Motors durchläuft der Erdgasantrieb einen Sicherheitscheck, dessen Ergebnis dem Fahrer auf einem eigenen Display an der A-Säule links von ihm angezeigt wird. Und der Verbrauch wird in kg/100 km – so tankt man auch Gas an der Zapfsäule – angegeben; der Füllstand der Tanks wiederum in Prozent. Das sind die wesentlichen Unterschiede.

Hinzu kommt noch, dass beim Tanken der Tankschlauch aufgrund der Druckbetankung verschraubt werden muss. Der Chauffeur nimmt ganz klassisch auf einem luftgefederten Sitz mit Sitzheizung Platz. Viel mehr an Komfort gibt es nicht. Sonnenrollos u. ä. m. werden per Hand bedient. Je nachdem wie der Einkäufer entscheidet, sitzt der fahrende Kollege vor einem schlichten Drei-Speichen-Lenkrad und schließt seine Kabine mit einer Behelfsfahrerkabinentür ab, die nicht mehr als zwei kleine Getränkehalter und ein kleines Staunetz bietet. Oder es gibt ein Vierspeichen-Multifunktionslenkrad und eine Tür, die Raum für die Arbeitstasche hat und einen Teil des Kassenautomaten aufnehmen kann.

Die weitere Cockpitstruktur ist so aufgebaut, dass man zügig die wesentlichen Funktionen im Griff hat. Der Überblick über den Verkehr im Umfeld entspricht dem, was man aus anderen Stadt- und Überlandbussen kennt. Der Blick nach hinten erfolgt über Spiegel, wobei der rechte an einem Ausleger sitzt und der linke direkt an der A-Säule montiert ist.

 Spiegelersatzsysteme (Kamera/Monitor) sind diesem Fahrzeugsegment noch rar. Allein: Tür 2 wird über eine Kamera überwacht, aber das ist heutzutage in neuen ÖPNV-Fahrzeugen durchaus nicht ungewöhnlich.

Vielleicht noch erwähnenswert: Als zusätzliche Bremsunterstützung ist ein Retarder verbaut, der über einen fünfstufigen Hebel geschaltet wird. Darüber hinaus nutzt auch die Fußbremse erst den Retarder bevor die Scheiben zupacken.

Immerhin hat LED-Licht beim Crossway Einzug gehalten, wenn auch nicht überall. Blinker, Umriss – leuchten, Brems- sowie Tagfahrlicht übernehmen LED-Leuchten. Das Abblendlicht stammt von Halogen-Scheinwerfern.

Alles Punkte, die den Fahrgast weniger berühren. Ihm geht’s eher um seine Bequemlichkeit. Und dafür ist für einen Stadtbus durchaus gesorgt. Der Omnibus wirkt hell und lichtoffen. Die Passagiersitze sind in diesem Fall sogar gepolstert. 44 Stück sind davon verbaut. Weitere 50 Personen dürfen zudem stehend mitfahren.

Beide zweiteiligen Türen sind 1200 mm breit gestaltet und schwenken nach außen auf. Der Fußboden ist mit einem rutschfesten PVC-Belag versehen, die Seitenwände und das Innendach sind mit laminierten Paneelen verkleidet. Ins Heck geht’s über drei Stufen; zwei weitere, niedrige folgen, um die letzten Sitzmöglichkeiten zu erreichen.

Darunter sitzt der Cursor 9, der stehend längs verbaut ist. Kinderwagen und Rollstühle finden über eine manuelle Klapprampe ins Innere und bei Tür 2 ihren Platz. Alle Seitenscheiben sind einfachverglast und leicht getönt. Die Heizung im Fahrgastraum besteht aus vier Unterflurwärmetauschern, die bei Bedarf genug Wärme ins Innere strömen lassen, damit es auch im Winter angenehm behaglich sein kann.

Crossway Low Entry City 12 m Natural Power, Technische Daten

Motor: Cursor 9, 6-Zylinderreihenmotor, Euro 6e

Hubraum: 8,7 l

Leistung: 265 kW (360 PS) bei 1550 – 2200 min-1

Max. Drehmoment: 1650 Nm bei 1200 – 1530 min-1

Getriebe: ZF Ecolife 1

Länge/Breite/Höhe: 12050/2550/3210 mm

Radstand: 6030 mm

Überhang (v/h): 2725/3295 mm

Einstiegshöhe Tür 1/Tür 2: 320/330 mm

Stehhöhe innen (v/h): 2266/1909 mm

Breite Tür 1/Tür 2: 1200 mm

Wendekreis: 10720 mm

Max. Gesamtmasse: 19500 kg

Max. Hinter-/Vorderachslast: 12500/7200 kg

Reifen: 275/70 R 22,5

Standheizung: Valeo Thermo G 300

Kapazität: 44 Sitz-, 50 Stehplätze CNG-Tank: 1260

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