Mitten in der Corona-Pandemie hat das aus Österreich stammende Franchise-Modell für Busreiseveranstalter den Schritt nach Deutschland gewagt. Seit der Gründung der bus dich weg! Deutschland GmbH im Mai 2021 und der ersten vier Beitritte von Busreiseveranstaltern ist bdw! inzwischen auf neun Partner angewachsen – acht in Bayern und einem in NRW. Zeit, ein erstes Resümee und einen Ausblick auf das kommende Reisejahr zu wagen. Wir sprachen dazu mit dem Gründer und Geschäftsführer Markus Schuch und dem nationalen Leiter Matthias Kopp.
Busmagazin: Herr Schuch, Herr Kopp, sind Sie mit dem ersten Jahr bdw! in Deutschland zufrieden?
Markus Schuch: Absolut! Wir haben innerhalb eines Jahres bereits neun Partner für unsere Kooperation gewinnen können. Außerdem haben wir, dank unserer Partner und der 100-%-Durchführungsgarantie, zufriedene Reisegäste in den Bussen. Ich denke, mehr kann man in einem Jahr fast nicht erreichen.
BM: Die ganze Branche kämpft noch immer mit den Nachwirkungen der Pandemie. Schwankende Buchungszahlen und zögerliche Kunden zählen zum neuen Alltag. Wie geht bdw! damit um?
Matthias Kopp: Natürlich ist dieser Effekt auch in unserer Gruppe zu sehen. Die Pandemie hat vieles verändert und für Verunsicherung gesorgt. Insbesondere das Buchungsverhalten der Kunden ist dadurch spürbar kurzfristiger. Unsere Partner haben sich diesen Umständen natürlich angepasst und seitens der bdw!-Zentrale bauten wir entsprechende Prozesse auf, um auch kurzfristig auf Anfragen und Änderungen reagieren zu können.
BM: Die Branche hat das Buchungsvolumen der Vor-Corona-Zeit noch nicht wieder erreicht. Wie voll sind die Busse in Ihrer Kooperation?
Schuch: Für uns ist 2022 die erste Deutschland-Saison und natürlich ist es mit Blick auf die allgemeine Buchungslage sicherlich nicht der einfachste Start für unsere Gruppe gewesen. Einige der ersten Reisen hätte jeder Partner ohne die Durchführungsgarantie von bdw! mit Sicherheit abgesagt. Inzwischen hat sich die Lage allerdings geändert, wir liegen bei den aktuellen Fahrten bereits im Bereich von 30 bis 40 Personen je Bus.
BM: Was erwarten Sie allgemein von der Saison 2023?
Schuch: Sicherlich wird auch 2023 noch kein normales Reisejahr für die Branche, dafür gab es in allen Bereichen zu viele Veränderungen. Vermutlich werden die Kostensteigerungen durch Lohn- und Energiekosten, der allgemeine Personalmangel und die dadurch gesunkenen Qualitätsstandards, z. B. bei Hotels, zusätzliche Herausforderungen für Busreisen mit sich bringen.
In Bayern werden wir in den kommenden Monaten ein nahezu flächendeckendes Partnernetzwerk haben.
Matthias Kopp
BM: Wie sehen die Pläne bei bdw! für 2023 in Deutschland aus?
Kopp: In Bayern werden wir in den kommenden Monaten ein nahezu flächendeckendes Partnernetzwerk haben. Noch gilt es aktuell Lücken zu schließen. In NRW sind wir ebenfalls optimistisch, zeitnah weitere Partner in unserer bdw!-Familie zu begrüßen. Ab dem vierten Quartal werden wir uns dann um den nächsten regionalen Cluster kümmern. Das hängt allerdings von mehreren Parametern ab. Auf die weiteren Folgen des Ukrainekrieges und einer damit verbundenen möglichen Rezession werden wir in diesem Zusammenhang sicherlich auch schauen müssen.
BM: Gibt es ein spezielles Anforderungsprofil für bdw!-Partner?
Schuch: Jede gesunde Partnerschaft setzt voraus, dass man einen fairen und offenen Umgang pflegt, Spaß an der Sache hat und gemeinsame Ziele verfolgt. Das ist bei bdw! nicht anders. Darüber hinaus richtet sich unsere Kooperation an Reiseveranstalter mit eigenem Fuhrpark. Die Größe des Unternehmens ist dabei weniger wichtig, das System bietet unterschiedliche Ansätze und Vorteile. Wichtig ist allerdings, dass das Einzugsgebiet nicht mit dem Gebiet anderer bdw!-Partner kollidiert.
BM: Das bedeutet, jeder Partner bekommt ein exklusives Gebiet?
Kopp: Ja, mit jedem Partner definieren wir zusammen ein individuelles Standortschutzgebiet, z. B. anhand der bereits bestehenden Zustiege des Reiseveranstalters. Somit gibt es kein Konkurrenzdenken innerhalb der Kooperation, und die einzelnen Partnerunternehmen können mit der Durchführungsgarantie ihren eigenen Kundenstamm sukzessive erweitern.
BM: Welche sind dabei die häufigsten Hürden für potenzielle Partner?
Kopp: Das System von bdw! empfinden alle bisherigen Gesprächspartner positiv und vorteilhaft. Wenn man von einer möglichen Hürde sprechen kann, dann ist es die Veränderung bei der Außendarstellung. Als Partner passt man sich bei der Logo- und der Außendarstellung, zumindest für den touristischen Teil des Unternehmens, in weiten Teilen der Marke bdw! an. Hintergrund ist hierbei, dass die einzelnen Partner dadurch bei den Kunden als inhaltliche und qualitative Einheit wahrgenommen werden. Außerdem stärkt und fördert es, über die gesamte Gruppe gesehen, ein einheitliches und erfolgreiches Marketing.
Wir verstehen bdw! als ein lebendes System.
Markus Schuch
BM: Wie entwickelt sich bdw! innerhalb der Partnerschaft weiter?
Schuch: Wir verstehen bdw! als ein lebendes System, daher ist die Weiterentwicklung in allen Bereichen ein ständiger Prozess. Beispielsweise entwickeln wir unsere eigene bdw!-Software laufend weiter, um die internen Abläufe für unsere Partner zu verbessern. Eine wesentliche Weiterentwicklung für mögliche neue Partnerschaften ist in diesem Zusammenhang unser neues bdw!-Zubucher-Modell.
BM: Welche Vorteile bietet dieses Modell?
Kopp: Zubucher können z. B. das gemeinsame Reiseportfolio der bdw!-Gruppe mit 100-%-Durchführungsgarantie ohne Risiko ihren Kunden anbieten. Speziell bei den größeren und längeren Reisen ist dann der Reiseveranstalter nicht auf die sonst nötige Mindestteilnehmerzahl angewiesen. Die Kunden bleiben, wie auch bei den bdw!-Partnern, selbstverständlich Kunden des zubuchenden Veranstalters. Wir verstehen das Zubucher-Modell insofern als Vorstufe einer möglichen Partnerschaft.
BM: Wie können sich interessierte Busreiseveranstalter über bdw! informieren?
Kopp: Wir haben z. B. eine separate Webseite unter deutschland.busdichweg.com eingerichtet, dort stellen wir Erstinformationen zur Verfügung. Weiterführend bieten wir Kennenlerntermine via Online-Meeting oder als persönliche Treffen an.
BM: Herr Schuch, Herr Kopp, wir danken für Ihre Zeit.
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