Bremerhaven: Tag der Bustouristik als Impulsgeber

Es gibt gute Gründe, mit dem Bus zu verreisen – welche das sind, darüber diskutieren die Teilnehmer am 42. „Tag der Bustouristik“ heute in Bremerhaven. Fast 200 Vertreter von Reiseveranstaltern, Busunternehmen, touristischen Zielen, Hotellerie und der Eventbranche kommen zu der Fachtagung im Fischbahnhof zusammen. Ihr Thema: neue Trends und Entwicklungen im Tourismus.
Bremerhaven präsentiert sich als Gastgeber der Tagung als ideales Ziel für Gruppenreisen: „Wir haben einzigartige Erlebnisse zu bieten“, verspricht Michael Gerber, Geschäftsführer der Erlebnis Bremerhaven GmbH, der kommunalen Gesellschaft für Touristik, Veranstaltungen und Stadtmarketing. Bremerhaven steht nicht nur für das maritime Flair einer internationalen Hafenstadt, sondern widmet sich auch den zentralen Zukunftsthemen wie Meeres- und Klimaforschung und der Ein- und Auswanderung von Menschen.

Bremerhaven legt neuen Schwerpunkt auf Bustourismus

Im Vorfeld der maritimen Großveranstaltung „SAiL 2025“, die vom 13. bis 17. August in Bremerhaven stattfindet, steige die Nachfrage von Busunternehmen bereits jetzt deutlich, sagt Marc Reichelt (Vertrieb Erlebnis Bremerhaven). Dabei vereine kaum ein zweiter Ort in Deutschland so viele Museen und Erlebniswelten so nah beieinander wie Bremerhaven, sagt er. „Wir sind auch vor oder nach der SAiL ein lohnendes Ziel.“ Das will er künftig stärker bewerben: auf Fachmessen und Veranstaltungen in ganz Europa. „Wir wollen unseren Vertrieb deutlich verstärken und einen Schwerpunkt auf Bustourismus legen“, sagt Michael Gerber. Mit dem Bus zu verreisen sei wirtschaftlich und umweltfreundlich, sagt Gerber. Das passe zum Konzept, im Städtetourismus auf Nachhaltigkeit zu setzen.
Von den ungezählten Reisebussen, die täglich Bremerhaven und seine Attraktionen zum Ziel haben, wurden bisher pro Jahr rund 300 von einem lokalen Gästeführer zur Stadtrundfahrt begleitet. Reichelt setzt darauf, dass Gruppen künftig nicht nur für einen Tag Deutschlands größte Stadt an der Nordsee besuchen, sondern häufiger auch über Nacht zu bleiben. Der Widerspruch zwischen Gruppen- und Individualreisen löse sich hier auf: Gemeinsam nach Bremerhaven fahren, vor Ort ein individuelles Programm gestalten, das sei ein Anspruch.

„Mit dem Bus in der Gruppe verreisen – warum nicht?“, fordert Veranstalter Dieter Gauf die Branche auf, sich mit den Gegenargumenten von Bus- und Gruppenreisen auseinandersetzen. Senioren sind noch immer die größte Zielgruppe für die Bustouristik. „Aber auch sie wünschen sich längst individuelle Angebote.“ In der Gruppe zu verreisen heiße nicht mehr, auch pausenlos die Zeit miteinander zu verbringen. „Das Klischee von der Kaffeefahrt ist veraltet.“

Busreisen blieben auch künftig eine tragende Säule der Mobilität in Europa, ist Vincent Dewaele überzeugt. Er organisiert als General Manager Busworld weltweit Veranstaltungen für die Bus- und Reisebusbranche. Chancen sieht er darin, in Komfort und Luxus zu investieren. Zielgruppe müssten aber auch abenteuerlustige Urlauber sein. „Reisebusse sind nicht nur Fahrzeuge; sie sind das Rückgrat der Mobilität, verbinden Stadt und Land, bieten Erschwinglichkeit mit Nachhaltigkeit und gestalten die Zukunft des Reisens in einem vernetzten Europa“, sagt er.

Prof. Dr. Gina Wagener leitet an der Hochschule Bremerhaven den Studiengang International Tourism Management und weiß: „Millennials, Generation X und Babyboomer schätzen flexible und individuelle Reisepläne. Der Bus spielt dabei für sie kaum eine Rolle.“ Das sei eine große Herausforderung für den Bus- und Gruppentourismus.
Das Image von Pauschalreisen sei eher schlecht, gereist werde lieber auf eigene Faust. „Ein Flug ist am Computer schnell gebucht“, urteilt die Touristik-Professorin. Sicherheit und Komfort spielten kaum eine große Rolle. „Aber eine Chance könnte es sein, an das Nachhaltigkeitsinteresse der jüngeren Reisenden zu appellieren“, so Wagener. Nachhaltigkeit sei ein großes Thema, „und der Bus kann eine bessere Klimabilanz vorweisen als das Flugzeug.“

Die Bustouristik in Deutschland hat sich im Jahr 2024 weiter erholt und zeigt positive Entwicklungen bei Buchungen und Umsätzen. Nach den erheblichen Einbrüchen während der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 setzte sich der bereits 2022 begonnene Aufwärtstrend fort. Das ist das Ergebnis einer Konjunkturumfrage des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmen.

Bildquelle: Helmut Groß/Erlebnis Bremerhaven