NWO: Fahrpersonalmangel trübt die Stimmung massiv

Die Situation bei den mittelständischen Busunternehmen in Nordrhein-Westfalen, die in der Bustouristik, im Anmietverkehr und im Bereich Tagesfahrten tätig sind, bleibt schwierig. Zwar bewerten viele Mitglieder das laufende Geschäft positiv. Und auch im kommenden Jahr sieht es scheinbar nicht schlecht aus. Dennoch schwebt eine große Sorge über allem: der Fahrpersonalmangel. Er ist und bleibt die Top-Herausforderung für das Busgewerbe, wie die aktuelle NWO-Stimmungsumfrage zeigt.

Rund 15 % der NWO-Mitglieder hatten an der Anfang November gestarteten Online-Befragung teilgenommen. Eine erfreulich hohe Zahl, die ein Indiz dafür ist, dass diese Umfrage genau den Nerv der Unternehmen trifft. „Alle spüren den Personalmangel, den Kostendruck und stehen vor der Frage, wie das eigene Unternehmen auch in Zukunft wirtschaftlich fortgeführt werden kann“, erklärt Andriana Sakareli, beim NWO zuständig für den Bereich Touristik.

Gefragt wurden die Unternehmen nach Angebotskürzungen und -erweiterungen sowie nach den Gründen für Angebotskürzungen im Geschäftsfeld Bustouristik, Anmietverkehr und Tagesfahrten. In allen drei Bereichen haben die NWO-Mitglieder ihr Angebot reduzieren müssen, zwischen mindestens 10 und 50 %. In der Bustouristik liegt der Anteil bei 71,1, im Anmietverkehr bei 57,8 und bei Tagesfahrten bei 43,9 %. Der Hauptgrund für Angebotskürzungen in den drei Segmenten ist das fehlende Fahrpersonal. Das gaben für den Anmietverkehr 92,1, für die Bustouristik 71,4 und für die Tagesfahrten 57,1 % an. Aber auch Bürokratie und Bestimmungen im EU-Ausland machen den Unternehmen zu schaffen und hatten Reduktionen zur Folge. Für die Bustouristik sahen 64,3 % in den europäischen Bestimmungen (Maut, Umweltzonen etc.) und 46,4 % in der Bürokratie jeweils den Grund für Angebotskürzungen. Im Bereich Tagesfahrten haben die Mittelständler aufgrund des geringen Gewinns (52,4 %) ihr Angebot verschlankt.

Zum Ausbau von Angeboten in den drei Geschäftsfeldern ist es zwar auch gekommen. Dennoch bewegt sich dieser auf niedrigem Niveau, bei Tagesfahrten sind das 23,7, in der Bustouristik 23,5 %. Einen kleinen Ausreißer stellt der Anmietverkehr mit 39,1 % dar. „Hier hat die Verknappung von Fahrpersonal und Fahrzeugen etwas mehr zu Buche geschlagen“, erläutert Sakareli. Wer Personal und Fahrzeuge habe, könne in diesem Segment wachsen und derzeit hohe Preise im Markt erzielen.

Das vergangene Geschäftsjahr bewerteten die NWO-Mitgliedsunternehmen positiv: 43,8 % gaben an, das Niveau vor Corona erreicht zu haben, 18,8 % lagen sogar deutlich über dem Niveau vor Corona. Für das kommende Geschäftsjahr ist die Unternehmerschaft ebenfalls zuversichtlich: 45,3 % rechnen mit einer gleichbleibenden Nachfrage, und 32,8 % stimmen die derzeitigen Buchungszahlen optimistisch für 2024.

Dass sich nicht alle Tätigkeitsfelder ähnlich gut entwickeln und dass Unternehmen daraus Konsequenzen ziehen, spiegeln diese Umfrageergebnisse wider: 66,7 % der Befragten planen in den nächsten zwei Jahren, ihr Tagesfahrten-Geschäft aufzugeben, bei der Bustouristik sind es 53,3 und im Anmietverkehr 40 %. Ein anderer Teil der Befragten plant dagegen Angebotserweiterungen im Bereich Anmietverkehr (73,3 %), im Bereich Tagesfahrten (40 %) und im Bereich Tagesfahrten (33,3 %). 

Als größte Baustelle benennen die Busunternehmer die Personalsituation (90,6 %). Auch die Bürokratie (73,4 %) und die Kostenentwicklung (67,2 %) trüben die Stimmung ordentlich. Sakareli: „Unsere Umfrage zeigt ein vielschichtiges Bild mit Sonnenseiten und dem Fahrpersonalmangel als riesigen Schatten.“

Bildquelle: gbk – Gütegemeinschaft Buskomfort e.V.