Busworld Europe: Auf nach Brüssel

Die Busworld in Brüssel wirft ihre Schatten voraus. In wenigen Wochen (7.-12.10.) öffnen sich die Tore zur wohl wichtigsten Omnibus-Messe in Europa – zum zweiten Mal in Brüssel und zum ersten Mal nach der Pandemie.

Die Busworld hat sich zur wichtigsten europäischen Omnibusmesse gemausert, die keinen Gegenspieler mehr kennt. Denn der IAA Transportation (ehemals IAA Nfz) hat die Busworld schon den Rang abgelaufen; 2022 waren in Hannover die großen Hersteller wie Daimler, MAN oder Iveco schon nicht mehr oder nur noch marginal mit Omnibussen dort vertreten.

Die Innotrans in Berlin, der es in den letzten Jahren gelungen ist, in Teilen den Bus erfolgreich auf ihre Seite zu ziehen (zumindest in gewissen Segmenten), bleibt in ihrer ganzen Dominanz eine Messe für Bahn- und Verkehrstechnik. Und die Bus2Bus, ebenfalls in Berlin, hat zwar Potenzial, ist aber noch viel zu klein, um hier ein Gegengewicht darzustellen.

 Also für alle, die sich für den Bus interessieren: auf nach Brüssel. Mit dabei sind alle wichtigen Hersteller und Zulieferer, für die der europäische Markt wichtig ist und die an die wirtschaftliche Bedeutung des Omnibusverkehrs, sei es im Reisegeschäft oder im ÖPNV, glauben. Nicht mehr wirklich mit von der Partie sind Scania und Volvo, die sich selbst vom Komplettbushersteller zum Fahrgestell-Lieferanten eingedampft haben. Zumindest, was Europa betrifft. Volvo lässt z. B. den Spanier Sunsundegui und den Ägypter MCV (Reisebusse bzw. Stadtbusse und E-Busse) für sich bauen. Es dürfte daher interessant sein, wie MCV in Brüssel auftritt (Halle 6/601) und was man so an Fahrzeugen mitbringt (Sunsundegui ist in Belgien nicht mit eigenem Stand vertreten).

Die Sicherheit steht im Fokus

Daimler Truck hat sich in Brüssel 2.700 m2 an Standfläche gemietet (Halle 5/503). Auf diesen werden an den Messetagen acht MB- und Setra-Omnibusse stehen. Drei weitere sind auf der Außenfläche platziert. Thematisch besetzt man bei dieser Show, wenig überraschend, Elektromobilität, Sicherheit und Nachhaltigkeit.

Von den Mercedes-Benz-Fahrzeugen, die man aufbietet, werden u. a. der Intouro, ein Intouro hybrid, ein weiterentwickelter Tourismo, ein eCitaro mit der jüngsten Batteriegeneration NMC3 und ein eCitaro fuel cell mit Brennstoffzelle als Solobus als Premierenbus mit von der Partie sein. Mit ihm, so verspricht es Daimler geht’s ohne Nachladen rund 400 km mit einem voll – elektrisch angetriebenen Solobus oder Gelenkbus durch die Stadt – bei durchschnittlichen Anforderungen im Stadtverkehr, so die Einschränkung.

Zeigen wird man zudem das brasilianische Stadtbus-Fahrgestell eO500U als Europa-Premiere. Alle Omnibusse im Zeichen des Mercedes-Sterns eint eine elegante Lackierung in Anthrazit-Metallic. Von den Setra-Bussen kommt die kürzlich vorgestellte Baureihe LE nach Brüssel. Die Reihe MultiClass LE wird durch das neue Spitzenmodell S 518 LE, einem Dreiachser mit 14,5 m Länge, vertreten. Hinzu kommen noch der Hochdecker Setra ComfortClass, der Superhochdecker TopClass sowie der stilistisch aufgewertete Doppelstockbus Setra S 531 DT. Und damit die Setra sich von den MB-Bussen auch optisch abheben, lautet ihre Lackierung Honiggelb-Metallic.

E-Mobilität auf allen Ständen

Irizar und die Tochter Irizar e-mobility stellen am Stand (Halle 6/602) auf 1.710 m2 vier Irizar-Fahrzeuge der neuesten Generation vor: einen i8-Reisebus, einen i6S Efficient, einen Irizar ie tram und den neuen Wasserstoffbus i6S Efficient Hydrogen, der hier seine Premiere feiert.

Alle ausgestellten Fahrzeuge weisen im Hinblick auf Technologie, Nachhaltigkeit und Kraftstoffkosten wichtige Neuerungen gegenüber den aktuellen Modellen auf. Auch Iveco Bus verfügt auf der 26. Ausgabe der Busworld Europe über einen eigenen Messestand. Elf Fahrzeuge repräsentieren die gesamte Produktpalette und decken alle Einsatzbereiche ab – von Stadt-, Überland- und Reisebussen bis hin zu Kleinbussen.

Der Iveco-Messestand in Halle 4/402 B widmet sich thematisch der lokal emissionsfreien Mobilität. Die Marke zeigt ihr umfangreiches Angebot an vollelektrischen Bussen, die bereits heute auf dem Markt erhältlich sind: Ausgestellt sind u. a. der eDaily Minibus, der E-Way New Generation, der Streetway Elec und der Crossway Le Elec. Alle Fahrzeuge sind mit der neuesten NMC-Batterietechnologie ausgestattet, die speziell von FPT Industrial, der Antriebsmarke der Iveco Group, entwickelt wurde. Weltpremiere feiert in Brüssel ein neues Fahrzeug für den Stadteinsatz, das die bisher lokal emissionsfreie Produktpalette von Iveco Bus ergänzt. Details dazu wollte der Fahrzeugbauer aus Turin vorab allerdings nicht kommunizieren.

Die Italiener zeigen zudem auf der Messe, wie die neuen fortschrittlichen Fahrerassistenzsysteme (Advanced Driver Assistance Systems – ADAS) in den Bussen integriert sind, die mit der im Juli 2024 in Kraft tretenden European General Safety Regulation konform sind. Die Besucher des Messestandes können sich zudem ein Bild von dem brandneuen Styling der ausgestellten Fahrzeuge machen.

Aus München kommt eine Premiere nach Brüssel: MAN bringt in diesem Jahr als weitere E-Bus-Lösung den Lion’s City 12 E LE auf den Markt. Dieser basiert auf dem elektrischen 12-m-Solobus mit Zentralantrieb und modularen Batterien, sorgt aber mit der auf Kundenfeedback angepassten Bodenlandschaft für einen besonders hohen Sitzkomfort. Mit bis zu 41 Fahrgastsitzen plus Sondernutzungsfläche für Rollstuhl und Kinderwagen und einer motorturmfreien Hecklandschaft in Low-Entry-Bauweise eignet sich der Lion’s City 12 E LE für Vorortlinien mit Klasse-1- Zulassung.

Für noch mehr Sicherheit im Lion’s City E sorgen neue und erweiterte Assistenz- und Sicherheitssysteme, die mit den Änderungen im Modelljahr 2024 Einzug halten. Neu ist u. a. eine radargestützte Abbiegehilfe (Serie) auf der schlecht einsehbaren rechten Seite. Im Falle des optionalen Einbaus der Spurwechselhilfe (LCS), wird auch die linke Seite in einem weiten Bereich vor und hinter dem Fahrzeug überwacht (Halle 4/401).

Der türkische Fahrzeugbauer Karsan präsentiert wiederum seine vollelektrische Produktpalette, die von 6-m- bis 18-m-Bussen reicht. Bereits im Jahr 2018 kam der e-Jest auf den Markt, ein Jahr später folgte der e-Atak. 2021 zeigte man nicht ohne Stolz den autonom agierenden e-Atak (Level 4). Im gleichen Jahr rüstete man die 10, 12 und 18 m großen Modelle der Ata-Familie auf elektrische Antriebe um. Jüngstes Familienmitglied ist der e-Ata Hydrogen, der letztes Jahr das Licht der Welt erblickte (Halle 5/501).

Rampini, der italienische Familienbetrieb aus Umbrien, ist mit seinen E-Midi-Bussen Eltron vor Ort und bringt als Premierenfahrzeug den Rampini Hydron mit (Halle 6/606 A).

Solaris zeigt wiederum auf der Busworld 2023 zwei Busse mit emissionsfreiem Antrieb. Beide sind jeweils ein Urbino 18 electric, einer mit der neuesten Generation von Batterien auf dem Dach und der andere ist ein Brennstoffzellenbus (Halle 5/502).

Die Mobilität von morgen

Unter dem Motto „Heute schon die Mobilität von morgen erleben“ will VDL Bus & Coach seine Vorreiterrolle im Bereich der nachhaltigen Mobilität demonstrieren. Hingucker auf dem Stand wird sicherlich der neue Citea sein, der allerdings schon auf der InnoTrans in Berlin im September 2022 einem breiteren Publikum vorgestellt wurde. Aber auf der Brüsseler Messe ist auch die Vorstellung der Zukunftsvision von VDL für Reisebusse geplant. Die Innovationsplattform der dritten Generation des VDL Futura wird auf der Busworld eine herausragende Rolle spielen und soll den Besuchern die Philosophie der Niederländer für den Fern-und Intercity-Verkehr näher bringen (Halle 6/605).

Mit der neuen Plattform AC138 EVO erweitert Eberspächer (Halle 6/629) das Produktportfolio um eine Aufdachanlage insbesondere für hybrid- und batterieelektrische Busse, die mit geringer Systemkomplexität und hoher Energieeffizienz überzeugen soll. Sie arbeitet mit der Umkehr des Luftkreislaufes statt des Kältemittelkreislaufes und vereinfacht diesen daher erheblich. Das ermöglicht die Optimierung der Komponenten im Kältemittelsystem und insgesamt 50 kg weniger Gewicht.

Eberspächer bietet die Anlage in zwei Dimensionen für verschiedene Anwendungen. Die Variante für Reisebusse zeichnet sich durch die geringe Höhe von 250 mm und das aerodynamische Design aus. Während die kompaktere Version für Stadtbusse bei 415 mm Höhe und mit einer verkürzten Länge von nur 2,8 m zu überzeugen versucht. Hinsichtlich der Leistung unterscheiden sich die Formate nicht. Sie verfügen beide über 35 kW Kühl- und 24 kW Heizleistung und wiegen 325 kg. Als Kühlmittel kommt R-744 (CO2) zum Einsatz.

Ein neuer Fahrradträger der Gebr. Heymann GmbH, der am Heck eines Busses montiert werden kann, berücksichtigt die Tatsache, dass E-Bikes in den letzten Jahren bei allen Nutzergruppen der Renner geworden sind. Nun können erstmals auch die Elektro-Fahrräder mit ihrem deutlich höheren Gewicht und verstärktem Rahmen problemlos angehoben, befestigt und sicher befördert werden. Die Leichtbau-Konstruktion aus Aluprofil verfügt über insgesamt fünf Fahrradaufnahmen und kann zur Seite geschwenkt werden. Neu sind die Befestigungen und vor allem die Hebearme, mit denen die oft 30 kg schweren E-Bikes in die senkrechten Aufnahmen gehoben werden können (Halle 8/827).

Heiß oder kalt…?

Die Konvekta AG (Halle 5/ 508) erweitert ihr Produktportfolio um ein CO2-Wärmepumpen-Thermomanagement für den elektrischen Doppelstockbus, eine weitere Variante für Solobusse und drei neue Module für die CO2-Wärmepumpe, die die Gesamteffizienz steigern. Konvekta stellt im Rahmen der Busworld auch die leistungsstärkste der CO2-Wärmepumpen-Thermomanagement-Varianten, die „UL 700 EM CO2 Wärmepumpe“, zur Temperierung von Elektro- und Hybrid-Bussen aus. Zudem präsentiert man die Kältemittelverlagerung als neuestes Modul der CO2– Wärmepumpe. Die Leistung des Systems wird somit im Heizbetrieb um 10 % gesteigert und der Energieverbrauch reduziert. Die Konvekta CO2-Wärmepumpen mit dem optionalen Modul Batteriekühlung gibt es jetzt auch auf dem Markt, sie temperieren die Batterien laut dem Mittelständler zuverlässig und punktgenau.

In Brüssel wird Valeo u. a. seine E-Cooler-Lösung vorstellen, die eine Reihe von Modellen für das Temperaturmanagement der Batterie mit einer maximalen Kühlleistung von 10 kW ermöglicht – eine optimale Lösung für eine Vielzahl von Anwendungen, betont Valeo. Je nach Anforderung schützt der E-Cooler die Batterie vor Überhitzung während des Ladens und Entladens, kühlt sie während der Fahrt bei höheren Außentemperaturen und starker Beladung. Eine zusätzliche Heizfunktion wärmt die empfindlichen Batterien bei Bedarf sogar auf, um den optimale Temperaturbereich wieder herzustellen (Halle 6/609).

Bild: In Brüssel zu Füßen des Atomiums trifft sich im Oktober die Fahrzeugindustrie der Buswelt zur Messe
Bildquelle: Busworld Europe

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