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Saale-Unstrut 2023: Neue Funde zu großen Geschichten

Saale-Unstrut feiert 2023 gleich mehrere Jubiläen und gewährt in neuen und überarbeiteten Ausstellungen spannende Einblicke in ferne Epochen. 30 Jahre Straße der Romanik, fünf Jahre UNESCO-Welterbe Naumburger Dom, Wiedereröffnung der Arche Nebra und Neueröffnung des Museums Lützen 1632: Für Geschichtsinteressierte wird das Jahr 2023 in Saale-Unstrut, der Wein- und Kulturregion zwischen Leipzig und Jena, ein einziges Fest. Einige faszinierende archäologische Funde aus dem Mittelalter und dem Dreißigjährigen Krieg werden erstmals in der Region gezeigt.

Dome, Burgen, Klöster und Kirchen aus der Zeit des Mittelalters: Das ist das Thema der Straße der Romanik. Mit 88 bedeutenden Baudenkmalen und jährlich über einer Million Besuchern zählt sie zu den erfolgreichsten Tourismusstraßen in Deutschland. 2023 feiert die Route ihren 30. Geburtstag. Im Jubiläumsjahr liegt der Fokus auf Otto dem Großen, dem ersten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Seine letzte Station war Memleben in Saale-Unstrut, wo der Regent im Jahr 973 starb. Anlässlich seines 1050. Todestages gehen verschiedene Orte entlang der Straße der Romanik seiner letzten Reise nach.
Die genauen Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Ottos Herz soll in seiner Lieblingspfalz Memleben begraben sein, wo genau, weiß man nicht. Bestattet wurde der Herrscher im Magdeburger Dom. In Gedenken an den Vater gründete Otto II. mit seiner Gemahlin am Sterbeort ein Benediktinerkloster. Davon sind nur noch rare Spuren enthalten. Seit 2017 bringen archäologische Lehrgrabungen neue Erkenntnisse.
2023 begibt sich das Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben anlässlich des Todestages Ottos auf öffentliche Spurensuche. Die Sonderschau „Des Kaisers Herz – Archäologische Tiefenfahndung am Sterbeort Ottos des Großen“, die am 7. Mai eröffnet wird, zeigt erstmals Fundstücke der jüngsten Grabungen. Die Erkenntnisse der Experten fließen in neue digitale Angebote. Mittels Augmented Reality können Besucher per Smartphone zwei mittelalterliche Kirchen besuchen. So erhalten sie u.a. einen Eindruck von der monumentalen Kirche aus der Zeit der Klostergründung im 10. Jh., von der nur noch die Umrisse erhalten sind. Darüber hinaus können Interessierte bei Sonderführungen das Ausgrabungsfeld besichtigen und mit Experten ins Gespräch kommen.

Sonderführungen im Naumburger Dom

Der meistbesuchte Ort an der Straße der Romanik ist das UNESCO-Welterbe Naumburger Dom St. Peter und St. Paul. Der Dom gehört zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern des europäischen Hochmittelalters. 2023 feiert er nicht nur das Jubiläum der Tourismusroute, sondern erinnert mit Festveranstaltungen auch an den Erhalt des Welterbetitels vor fünf Jahren. Damals würdigte das Welterbekomitee die künstlerischen Qualitäten des Doms, die Einblick in Kunst, Architektur und Technologie des 13. Jh. geben. Besonders der Westchor überzeugte das Gremium durch die Integration von Architektur, Skulpturen und Glasmalereien. Er gilt als ein außergewöhnliches Gesamtwerk aus der Werkstatt des sogenannten Naumburger Meisters.
Am Romanik-Öffnungstag, dem 20. Mai, gehen Gästeführer auf besondere romanische Details ein, die normalerweise nicht erklärt und gezeigt werden. Für den Deutschen Welterbetag am 4. Juni sowie den Jahrestag der Verleihung des Welterbetitels, den 1. Juli, ist jeweils ein Festprogramm in Planung. Beim „Rendezvous im Garten“ am 2. und 3. Juni sowie dem Gartenträume Picknicktag am 16. Juli steht der wiederhergestellte Domgarten im Mittelpunkt.

Wiedereröffnung der Arche Nebra

Sie gehört zu den bedeutendsten archäologischen Funden in Deutschland: die Himmelsscheibe von Nebra. An der Stelle, zwischen Naumburg und Memleben, oberhalb der Unstrut, wo das faszinierende Artefakt vor fast 24 Jahren aus der Erde geholt wurde, bietet seit 2007 das multimediale Besucherzentrum „Arche Nebra“ eine einmalige Mischung aus Archäologie, Astronomie und Architekturerlebnis. Seit Oktober ist der spektakuläre Bau, welcher der goldenen Sonnenbarke auf der Himmelsscheibe nachempfunden ist, geschlossen und wird modernisiert. Das Planetarium wird technisch neu ausgestattet, die Ausstellungsräume barrierefrei gestaltet und das Außengelände erweitert. Am Tag der Sommersonnenwende, dem 21. Juni, ist Wiedereröffnung.
Besucher erleben in einer modernisierten Show im Planetarium und in der zum Teil überarbeiteten Dauerausstellung, welches astronomische Wissen sich auf der Himmelsscheibe verbirgt. Eine neue begehbare Himmelsscheibe lädt dazu ein, verschiedene Blickwinkel einzunehmen. Auch der spektakuläre Fund durch zwei Raubgräber auf dem Mittelberg bei Nebra ist wieder Teil der modernisierten Schau. Die originale Himmelsscheibe ist im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle zu sehen.

Neueröffnung Museum Lützen 1632

Auch in Lützen, südwestlich von Leipzig, erinnert ein Museum an einen aufsehenerregenden Fund. 2011 entdeckten Archäologen hier ein Massengrab mit Skeletten von 47 Soldaten. Sie starben im November 1632, wie auch der Schwedenkönig Gustav II. Adolf, in einer der blutigsten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges. Nach Schauen in Halle und Wien kehrt das Grab nun in die Nähe des Fundortes zurück. Dazu wird im Herbst ein neues Museum eröffnet.
Das Museum Lützen 1632, das die Ausstellungsmacher auch als Anti-Kriegsmahnmal verstehen, erklärt den Dreißigjährigen Krieg und die Schlacht von Lützen. Es zeigt aber auch auf, welche Folgen Kriege im Allgemeinen haben. Zwei lebensgroße, interaktive Spiegel geben den Gefallenen der Schlacht ein Gesicht. Neben dem Grab werden in der Kugelvitrine 2236 Kugelfunde vom Schlachtfeld zu sehen sein. Im ersten Monat nach der Eröffnung gibt es wöchentliche Sonderführungen zu historischen Themen, weitere Themenführungen sind in Planung. Ein Audioguide, der per App für das Smartphone zur Verfügung steht, entführt bereits seit diesem Jahr auf einem 7 km langen Pfad vom Museumsneubau in die Stadt mitten hinein in das Schlachtfeldgeschehen.

Bildquelle: Vereinigte Domstifter, F. Matte