Sachsen war einst sehr reich, jedoch oft auch ein bedrohtes Land. Gut, wenn man für diese Fälle eine uneinnehmbare Festung samt Schatzhaus besitzt. Heute ist das dortige Silber zwar längst verschwunden, aber eine neue Ausstellung erzählt die Geschichte dieses Fort Knox.
Die Festung Königstein im Elbsandsteingebirge gilt als eine der größten Bergfestungen in Europa. Ihre Mauern stehen auf einem Tafelberg mit hochaufragenden Hängen und umfassen ein über 9 ha großes Felsplateau. Wer unten am Ufer der Elbe steht und zur Festung hochblickt, zu den steilen Felsen und mit bis zu 42 m Höhe teils riesigen Mauern, ist absolut davon überzeugt: Diese Wallanlagen konnte niemand erobern, da kam kein Feind Sachsen rauf und hinein. Egal wieviel Mühe sich die Heerführer gaben und wie einfallsreich ihre mitgebrachten Pionier- und Sappeurtruppen gewesen sein mochten.
So war es auch. Kein Feind Sachsen hat je die Wehranlage erobert. Und so wundert es wenig, dass die sächsischen Herzöge und Kurfürsten Königstein als sicheren Hort in schweren Zeiten nutzen. Hier oben auf dem Berg lagerte daher auch im dortigen Schatzhaus – zumindest von 1859 bis 1866 – ein Teil des sächsischen Staatsschatzes.
Dabei war die Schatzkammer nicht immer eine Schatzkammer. Sie entstand 1854/55 als damals beschussfestes Gebäude und wurde wenige Jahre später das Depot der Staatsreserve. Dann diente es mit seinen dicken Mauern als Pulverkammer. Schlussendlich sank der stolze Tresor mit seiner eisernen Tür in den ersten Jahren der DDR zur Wäschekammer herab und diente als Materiallager im sogenannten Jugendwerkhof, einem Umerziehungslager für Jugendliche. Erst 1955 entschied man sich, aus der Besserungsanstalt Königstein und seinen Gebäuden ein Museum zu machen.
Jetzt, nach zwei Jahren der Renovierung, hat man für das Schatzhaus die Uhr wieder auf null gestellt. Die Besucher erleben das Gebäude (fast) wieder im Originalzustand als Münzhort. So sind z. B. die Schienen im Keller, auf denen vor langer Zeit Wagen mit Goldfässern bewegt wurden, noch im Original vorhanden.
230 kg brachte ein volles Geldfass auf die Waage, das über diese Schienen seinen Weg in den Keller des Gebäudes fand. Keine Arbeit für Schwächlinge. Bis zu 10000 Silbermünzen konnte ein jedes von ihnen aufnehmen und bis zu 200 dieser Fässer faste das Schatzhaus. Heute stellen drei lebensecht wirkende Figuren in einer kleineren Szenerie die Einlagerungen eines dieser Schatzfässer da.
Acht große Schautafeln vermitteln insgesamt den Besuchern die Geschichte des Schatzhauses. Zudem erläutert ein Schnittmodell (80×40 cm) seine Funktionalität. Darüber hinaus rundet eine Medienstation die Ausstellung ab und erlaubt Einblicke in die sächsische und europäische Münzwelt von einst.
Die Ausstellung im Schatzhaus ist wie alle anderen im Festungseintrittspreis enthalten (www.festung-koenigstein.de/de/gruppenreise-rv-info.html).
Bild: Beherbergte einst bis zu 200 Fässer voller Münzen: das Schatzhaus
Bildquelle: Matthias Hultsch/Festung Königstein gGmbH
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